Glücklich und erfolgreich
faul.

Glücklich und erfolgreich
faul.

Glücklich und erfolgreich faul

Ein Lob der Faulheit

Ich entstamme einer Familie von legendär faulen Menschen. Die meisten mit einer fast schon krankhaften Abneigung gegenüber jeglicher Art von Sport, ob aktiv oder passiv. Es gibt Sonntage, an denen ich mich 50 Meter bewege, und ich habe null schlechtes Gewissen dabei. Das kam mir in den letzten zwei Monaten zugute, denn die erzwungene Sesshaftigkeit in Quarantäne hat mich nicht allzu sehr gestresst (anderes natürlich schon, das ist jetzt aber nicht Thema).

In meiner Kindheit liebte ich unsere Familien-Pyjamatage, was bedeutete, dass meine Geschwister und ich den ganzen Tag über im Pyjama bleiben durften. Beste Erinnerungen!

Irgendwann kam mir dann die Eitelkeit in die Quere. Und der Zeitgeist: Bewegung muss sein! Fürs Herz! Für die Figur! Gegen die Cellulitis – in den 80ern hiess das noch so, klang so schön nach Krankheit. Nur leider machte (und macht) mir wirklich gar nichts Spass, was im Gym angeboten wird. Und doch zwang ich mich ab dem Teenageralter zu Sessionen bei Kieser (dem Zürcher Krafttraining-Pionier!) und im Lady Fit (das gab es mal!), löste später dann Abos für Aktiv Fitness, kaufte mir Hanteln für Hand- und Fussgelenke, Pilates-Videos und so einen brutal genoppten Massage-Handschuh mit integrierter Anti-Cellulitis-Seife. Und den immer extrateuren dazugehörigen Cremes.

Viel Geld ging für all die Bemühungen drauf, aber Freude hat nichts gemacht. Ich kenne weder das «Runner’s High», noch kann ich nachvollziehen, wie Menschen auf die Idee kommen, in den Ferien, auf einem Städtetrip oder überhaupt jemals frühmorgens aufzustehen, um Laufen zu gehen. Und dann gerne noch täglich auf Social Media teilen, wie viele Kilometer sie gerannt sind. Damit das klar ist: Ich beneide die natürlich ein bisschen. Ich finde es grossartig, wenn andere Freude am Sport haben! Ist ja auch total uncool, unsportlich zu sein. Ich hätte auch gerne Spass an der Bewegung, aber ich glaube nicht, dass das noch was wird. Einer der Vorteile an Ü50: Man muss nicht mehr alles müssen.

Dafür kann ich bei all den „Entspannungstipps im Alltag“ etc. jeweils weiterblättern: Entspannt, das bin ich eigentlich fast immer.

Dafür, dass ich so unfassbar faul bin, habe ich mich recht gut gehalten. Ich habe da eine Theorie: Faule Menschen sind unheimlich kreativ darin, die Dinge zu vereinfachen. Ja keine unnötige Energie verschwenden! Ja keine Umwege laufen! Ja keine Extra-Arbeit! Faulheit führt also zu einer Art Supereffizienz. Reduce to the Max. Ich esse lieber keine Kohlehydrate und bewege mich dafür etwas weniger. Ein herzliches in your face den Menschen, die meinen zeitweisen Verzicht auf Carbs kommentieren mit «Das könnte ich nie!»: Yes you could, wenn Du so faul wärst wie ich!

Nach der Geburt des dritten Kindes mit 37 hatte ich Mühe, mein Gewicht wieder ins Lot zu bringen. Ich sah deutlich die Spuren von drei Schwangerschaften, und ich wollte etwas dagegen tun. Mit möglichst geringem Aufwand.

Damals war gerade Power Plate der letzte Schrei. Das hörte sich an, als ob es für mich erfunden worden sei: Ein komplettes Ganzkörpertraining in nur 10 Minuten (ok, das war gelogen, es dauert in Wirklichkeit 20). Und dennoch, es funktionierte tatsächlich: Die Babykilos schwanden, alles wurde wieder etwas straffer und fester. Ich habe mir sogar so ein Power-Plate Modell für zuhause gekauft, das steht heute noch im ehemaligen Babyzimmer des Jüngsten. Und immer, wenn ich mal wieder einen Anlauf nehme, «etwas zu tun», benutze ich es sogar.

Durch Zufall entdeckte ich im Sommer 2016 auch die Elektro-Myostimulation (EMS) noch vor dem grossen Hype: Nicht nur half das (sehr anstrengende, aber kurze) Training dabei, Muskeln aufzubauen, es hat auch meine über zwei Jahre andauernden Schulterschmerzen beseitigt. Also auf jeden Fall einen Versuch wert.

Ein weiterer Motivationstipp für Eitle: Regelmässig Badeferien einplanen. Wenn das dann irgendwann wieder möglich ist… Der allergrösste Luxus in meinem Leben sind die geliebten Ferien am Strand mitten im Winter: Die Aussicht darauf beflügelt mich jeweils, mich auch im Winter nicht allzu sehr gehen zu lassen. Also vom «Sommerbody» zum «Ganzjahresbody».

Tipps für Faule: www.powerplate.ch   www.bionic-sport.com (EMS Training)

In Zürich geboren und aufgewachsen, habe ich zunächst Japanologie studiert, und als mir das Japanisch Lernen nicht schnell genug ging, wanderte ich Ende der 80er Jahre nach Tokio aus, wo ich schliesslich heiratete, 2 Kinder bekam und 10 Jahre lebte. 1997 kehrte ich mit den Kindern in die Schweiz zurück und lebe seit 2003 mit meinem jetzigen Mann und dem gemeinsamen Sohn wieder in der Stadt Zürich.
Aus Interesse für das Reisen absolvierte ich eine Zusatzausbildung in Tourismusmarketing, war Kommunikationschefin eines japanischen Kosmetikunternehmens und arbeitete in verschiedenen PR-Agenturen, wo ich hauptsächlich Beauty-, Lifestyle- und Modemandate betreute. Heute organisiere ich Ärztekongresse, habe mir aber die Begeisterung für Beautythemen, Japan, Reisen und das Schreiben bewahrt. Zudem esse, trinke, koche und mixe ich mit Leidenschaft, Exotisches ebenso wie Bodenständiges. Ich liebe die Popkultur, und das ist mir kein bisschen peinlich.

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