Les eaux de notre vie

Les eaux de notre vie

Mein Freund, der Parfumeur.

Ich kenne einen Parfumeur.
Fabelhaft – ein Satz, wie der Beginn eines Romans aus dem 19. Jahrhundert…
Ja, ich kenne tatsächlich einen Parfumeur, und kürzlich habe ich ihn zum Kaffee getroffen.
Morgens um 10 Uhr, mitten unter der Woche, wie es sich für eine Diva und einen Parfumeur gehört.
Wir sassen im Café Odeon.
Es war leer; das gefiel uns beiden.
Mein Freund, der Parfumeur, war nicht immer Parfumeur von Beruf.
Vorher war er was anderes und das war auch ziemlich Glam: Er war Theaterregisseur.
Vor vielen Jahren, in einem anderen Leben, war er mein Dompteur und ich seine Muse.

Ich wurde auf der Bühne geohrfeigt und dann sang ich: «Comfortably numb» von Pink Floyd.
Das waren noch Zeiten, das sage ich Euch.
Im Odeon wird der Kaffee in pechschwarzen Tassen serviert. 

Wir unterhielten uns, der Parfumeur und ich, sind vom Hundertsten ins Tausendste gekommen, und am Ende waren es drei grosse Themen, die unser Gespräch bestimmten:

 

Die Sinne

 

 

Die Kindheit

 

 

Der Tod

Ich befragte meinen Freund, den Parfumeur, zu seinem Werdegang und wie es dazu kam, dass er Parfumeur wurde.

Ich fragte ihn nach seinem ärgsten Geruchserlebnis und danach, wieviel Duftinformationen seine Nase im Moment einer Umarmung an dem Menschen wahrnehmen kann, den er grade umfängt.

Hier ein Hauch Theorie dazu:

Der Sitz unseres Riechsystems, dem «olfaktorischen System», sind zwei ca. 4 cm² grosse Schleimhäute im oberen Nasenbereich.
Hier befinden sich Millionen von Duftstoffrezeptoren. Mit diesen werden die Duftstoffe in der Atemluft wahrgenommen, die durch die Nasenlöcher eingesaugt wird.

Wir sprachen dann darüber, wie sich unser Verhältnis zu Düften verändern kann, zum Beispiel während der Schwangerschaft, während schweren medikamentösen Behandlungen oder einfach im Laufe des Lebens.

Wir erzählten uns gegenseitig von den Düften und den Parfums, die uns durchs Leben begleiten. Das morgendliche Gespräch mit dem Parfumeur war so interessant, so vielseitig und erfüllend wie ein ganzer langer Abend.

Parfumeure sind Alchemisten, Chemiker, Psychologen, Zirkusdirektoren, Verführer und Tröster. Sie erfinden uns neu und fächern uns eine bis anhin unbekannte Seite in uns auf. Sie lassen uns mit ihren Düften eine Zukunft erahnen, die wir uns noch nicht erträumt hatten und lassen Vergangenes wieder auferstehen.

Ein Parfum trägt uns zurück in unsere Kindheit, in die Arme einer vergangenen Liebe, zum Kleiderschrank der Mutter, zum würzigen Pfeifenduft des Grossvaters.
Ein Duft kann uns einen lange verlorenen, regennassen Garten und die schmerzlich vermisste Seeluft zurückbringen.
Und auch finster traurige Phasen unseres Lebens vereint ein Parfum in sich.

Ich habe erfahren, dass ein Parfum wie eine Theaterinszenierung, wie eine Symphonie, wie Malerei oder Architektur aufgebaut ist.

Das Bühnenbild unseres Lebens.

Ein Duft löst Gefühle und Gedanken in uns aus; ein Duft entfaltet vor uns eine ganze dreidimensionale Welt. Das Parfum auf unserer Haut ist unser persönlicher Zauberstab, der uns unzählige Realitäten herbeizaubert. Ein Parfum ist unser persönlicher, olfaktorischer Flaschengeist Aladdin.

Schliesst Eure Augen und lasst die Duftmoleküle Eurer Erinnerungen in Euch aufsteigen!

Wie hiessen die Parfums in Eurem Leben?

Wie sahen die Flakons aus?
Wer trug den Duft?
Was macht der Duft mit Euch, wenn ihr ihn heute wieder riecht?

Les Schmöckiwasser de ma vie:

  • Arpège von Lavin mit Mama Duft – immer noch erhältlich.
  • Madame Rochas von Rochas mit Nonna Duft – immer noch erhältlich.
  • Monsieur von Givenchy mit Nonno Duft – immer noch erhältlich.
  • Duft der ersten betörenden Leidenschaft: Antaeus von Chanel  – immer noch erhältlich.
  • Duft einer unerlösten Liebe: Vetiver von Guerlain – immer noch erhältlich.
  • Janine D. von Mühlens – mein erstes Parfum,  erschienen 1976 (und stolz erstanden in der Dorfdrogerie…)  – vergriffen.
  • «Mon parfum» von Paloma Picasso – ich trug es als junge Frau während langer Jahre und nur abends, denn es ist recht markant. Immer noch erhältlich, aber völlig aus der Mode.
  • «L’instant» von Guerlain, mein Ü30  Duft – immer noch erhältlich (während der Schwangerschaft konnte ich diesen Duft nicht mehr riechen, und das ist bis heute so geblieben).
  • «Rumeur» von Lavin, mein Ü40 Duft – vergriffen, was für ein Malheur! (Dieses Parfum trug meine Grossmutter in den 50er und 60er Jahren. Meine Mutter erinnerte sich ihr Leben lang daran. Es wurde für eine kurze Weile wieder produziert und dann leider eingestellt.)
  • «Magnolia nobile» von Acqua di Parma ist mein geliebter Ü50 Duft…

 

 

Sex sells:

  • «Classique» von Jean Paul Gaultier, das Parfum im Frauentorso Flakon – birgt ambivalente Erinnerungen.

Way back, im Dschungel der 90er Jahre, stellte mein damaliger Lebensmensch so einen Flakon – nach vollzogener Affäre mit einer kessen Engländerin – doch allen Ernstes als Trophäe auf den Kühlschrank, als wär’s ein Oscar! Die Affäre war zwar  von mir autorisiert, aber dieses Parfum war für meine Nase einfach nur, Hallloooo Bitttteee seeehr, VULGÄR! Meine autorisierte Affäre wiederum trug kein Parfum, sondern spielte E-Bass – an diesen Duft erinnere ich mich gut.

Das allerallerbeste Parfum habe ich in meiner Kindheit mit meinen Gspänli zusammengebraut: Rosenblätter in allen Farben mit Wasser aus dem Gartenschlauch – unübertroffen.

Meine Damen&Herren, macht Euch glücklich und lasst Euch ein Parfum auf den Leib komponieren!

Es wird Euch umfangen und tragen, einhüllen und verehren.

Euer Wesen, Eure Träume, Eure Narben und Eure Hoffnungen werden in einen exklusiv für Euch kreierten Duft gefasst.

Fiegenbaum Scent Concepts

Ich bin in Bern aufgewachsen, meine Eltern waren Basler. Das heisst, mein Vater war Basler, meine Mutter stammte aus einem italienischen Elternhaus in Basel – eine grosse Familie mit multikulturellem, musischem Import/Export-Hintergrund.
Kindheit und 80er Jahre Jugend in Bern – die Freundschaften von damals sind geblieben.
Mit zwanzig ging ich in den hohen Norden nach Hamburg auf die Schauspielakademie.
Danach Theaterleben mit allem Drum&Dran in verschiedenen deutschen Städten.
2001 kehrte ich in die Schweiz zurück und lebe seither in Zürich.
Heimat sind mir die Menschen meines Lebens.
Ich spiele Theater, inszeniere, moderiere, spreche, singe, organisiere kulturelle Salons und trete mit meinem Soloabend "Tumulte blonde - ein fast klassischer Diseusenabend" auf.
Ich lebe in einer langjährigen Partnerschaft und habe eine 13-jährige Tochter.
Pläne schmiede ich selten und Entscheidungen treffe ich schnell.
Mein Leben ist immer für eine Überraschung gut.

Andy Hostettler sagt:

Ich komme noch aus einer Zeit, da rannte ich dem Patschouli-Duft hinterher. Die Trägerinnen waren meist unerreichbar – für mich. Trägt man das heute noch? Und wem müsste ich dann nachrennen?

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