Das Sonnen-Dilemma

Ich war in den 80er Jahren ein Teenager. In den goldenen Zeiten von Solariumbesuchen, Eutra-Melkfett-Sessionen in der prallen Sonne und dem alljährlichen Wettbewerb nach den Sommerferien, wessen Haut am dunkelsten war (Spoiler: ich gewann immer. Wir hatten aber auch nur Kinder aus Mitteleuropa in der Klasse). Braun, am braunsten zu sein, war von klein auf MEIN Ding. Ich war nicht sportlich, oft unsicher und natürlich immer (zu Unrecht, rückblickend) unzufrieden mit meiner Figur. Aber ich war nach fünf Minuten an der Sonne knackbraun. Und damit konnte ich alle anderen vermeintlichen Mankos wettmachen. Zu verdanken habe ich den Latina-Teint meinem Vater: Er wurde als Kind wahlweise der «Inder», «N**er» oder «Indianer» genannt; die 40er bis 80er Jahre waren in Bezug auf Political Correctness dunkelstes Mittelalter. Er, mein Bruder und ich waren so dunkelhäutig, auch im Winter, dass wir immer stolzer Überzeugung waren, exotische Vorfahren zu haben (natürlich im Stammbaum totgeschwiegen. Mysteriös!). Der kürzlich durchgeführte Gen-Test aus dem Internet war dann übrigens ernüchternd: 1% Native American (Aha! Also doch ein bisschen «Indianer»!), der Rest – eigentlich ja wenig überraschend – ein Mix aus diversen mitteleuropäischen Ländern. Immerhin stecken also etwas Italien und Südosteuropa in uns…

Ich bin bis heute eine bekennende Sonnenanbeterin, einfach mit dem Glück gesegnet, einen relativ unempfindlichen Hauttyp zu haben. Die Leidenschaft fürs Sonnenbaden verträgt sich allerdings schlecht mit meinem Wissen um die erwiesene Schädlichkeit von zu viel UV-Strahlung für den Menschen. Und mit meinem Anspruch, Beauty-Expertin zu sein… Aber das gute Gefühl, das mir ein Sonnenbad gibt, lässt mich immer wieder schwach werden. Und obwohl die «vornehme Blässe» ja alle paar Jahre wieder einen Versuch startet, die «sportliche Bräune» als Schönheitsideal zu verdrängen, ist es ihr bis heute nicht gelungen. Liegt wohl daran, dass bei uns die Mehrheit der Menschen hellhäutig ist und deshalb Bräune – weil selten – attraktiv findet.

In Japan, wo ich in den späten 80ern bis Mitte der 90er Jahre lebte, musste ich diese Erfahrung machen: Ich wurde von meinen japanischen Freunden und Familienmitgliedern immer bemitleidet, weil ich so «verbrannt» aussah. In Japan gilt Blässe bis heute als schön, nur eine kleine Szene von Surfern und Hawaii-Fans lässt sich bräunen. Zu denen gehörte ich aber nicht, deshalb war meine Hautfarbe «kawaisoo» (bemitleidenswert). Eigentlich würde der japanische Teint aber sehr schnell sehr braun, weshalb die japanische (und wohl generell die asiatische) Kosmetikindustrie fantastische Sonnenkosmetika hervorbringt. Vor allem im dekorativen Bereich, also Make-up und Puder, sprich: Alltagsprodukte. Denn niemand legt sich extra im Badekleid an die Sonne, deshalb ist der Markt für Körper-Sonnencremes für den Strandurlaub nicht so wichtig wie bei uns.

In meinem bisherigen Leben habe ich alle möglichen Hautprobleme bzw. -zustände durchlebt; und immer musste der Sonnenschutz der jeweiligen Phase angepasst werden. Zuerst plagte mich als Teenie lange eine fiese Akne, die dann dank einer Isotretionin-Therapie verschwand, die dafür die Haut extrem sonnenempfindlich machte.  Dann folgten Schwangerschaften mit üblem Melasma ab Mitte 30 (Auf dem Höhepunkt meiner Pigmentflecken-Leidenszeit fragten mich in den Ferien besonders feinfühlige Hotelangestellte: «What happened to your face!?»). Dem Melasma hat inzwischen die Menopause den Garaus gemacht (alles hat eine positive Seite!). Dafür kommt nun verstärkt Anti-Aging-Sonnenschutz zum Einsatz: Natürlich beugt jeder Sonnenschutz vorzeitiger Hautalterung vor, aber einige sind besonders intensiv formuliert und haben einen extra hohen UVA-Filter.

Akne habe ich zwar keine mehr, aber immer noch sehr ölige Haut. Deshalb verwende ich im Alltag immer mattierende, nicht komedogene UV Blocker für das Gesicht. Die gebe ich auch meinem 16jährigen Sohn, da die hyper-aktive Teenagerhaut keine fettigen Cremes verträgt.

Mein Liebster hat wunderschöne Sommersprossen, rotblondes Haar und grüne Augen: Und nach ungeschützten zwei Minuten im Freien einen Sonnenbrand. Damit er mit mir Zeit an der Sonne (und dort wäre ich am liebsten IMMER) verbringen kann, nimmt er es auf sich, tonnenweise 24-Stunden-Waterproof-Sonnenblock auf jeden Quadratzentimeter seiner Alabaster-Haut (die übrigens immer noch aussieht wie bei einem 30-Jährigen…) zu schmieren. Von ihm stammt mein Wissen um den besten wasserfesten Ganztages-Sonnenschutz. Neuerdings muss dieser aber je nach Destination einem ökologischeren, korallenfreundlichen Schutz weichen.

Und weil ich auch immer etwas Make-up brauche, um mich gut zu fühlen (und weil ich mir in Japan angewöhnt hatte, kein Fleckchen im Gesicht zu tolerieren), habe ich seit Jahren meine Must-haves an dekorativen Sonnenkosmetika mit hohem Schutzfaktor. Die decken gut ab, mattieren und schützen zusätzlich.

Dann gibt es noch ein paar Sonnen- und Sommer-Essentials, die auch unverzichtbar sind für mich: Ein guter Selbstbräuner fürs Gesicht, um das Hautbild auszugleichen, da ich im Gesicht viel weniger bräune als am Körper, und auch um etwas Contouring zu machen. Dann ist da die geliebte, hautberuhigende Après-Sun Lotion aus dem Supermarkt, weil mich der Nivea-Sun-Duft sofort in Ferienstimmung bringt. Immer dabei: Ein schönes Körper- und Haaröl mit meinem Lieblingsparfum von Nuxe und das allerwichtigste: Die Mutter aller Heilmittel bei Insektenstichen: KinKan aus Japan. Muss man sich unbedingt mitbringen lassen (oder selber holen gehen…)! Möglichst frühzeitig auf einen Stich getupft, ätzt das enthaltene Ammoniak-Menthol-Salizylsäure-Ginseng-Chili-Gemisch sofort den Juckreiz (und den ganzen Stich ein für alle Mal) weg. Und würde durchaus auch Ohnmächtige aufwecken. Meine ganze Familie kann nicht sein ohne, und die etwas unhandliche, schwere Retro-Glasflasche ist im Sommer immer und überall mit dabei.

In diesem Sinne: Einen wunderschönen Sommer mit hoffentlich viel Sonne!

MEINE SOMMER- UND SONNEN-ESSSENTIALS AUF EINEN BLICK:

Im Uhrzeigersinn von oben rechts:

  • Clarins Selbstbräuner-Tropfen: Lassen sich super dosieren und jeder Tagescreme beimischen. www.clarins.ch
  • Korallenfreundliche, extra feuchtigkeitsspendende Körpermilch mit hohem UVA-Schutz. www.vichy.ch
  • Für besonders sensible Haut: Duftstofffrei, in der ökologischen Kartontube vom Sonnenspezialisten Anthelios. www.laroche-posay.ch
  • Der Klassiker: erfrischende Après-Sun-Lotion von Nivea, möge sie ewig gleich duften! www.nivea.ch
  • Immer noch unerreicht für alle, die nicht gern x-mal täglich nachcremen: Daylong. Mein Favorit: Die leichte Gel-Formel. Leider (noch) nicht korallenschonend. www.daylong.ch
  • Perfekt für jeden Tag bei öliger, zu Unreinheiten neigender Haut: Eucerin Oil-Control Gel. www.eucerin.ch
  • Von der Anti-Aging Spezialistin Vichy aus der Apotheke: superleichtes high-tech Fluid mit höchstem UVA Schutz. www.vichy.ch
  • Beugt Pigmentflecken vor, glänzt nicht und ist praktisch duftfrei: Der Favorit meines Mannes, Age Correct Fluid , eine Neuheit von La Roche-Posay. www.laroche-posay.ch
  • Mein Favorit fürs Gesicht: Öl absorbierende, super schnell einziehende Creme mit hohem UVA Schutz. www.skinceuticals.ch

Unverzichtbare  Make-up Produkte mit UV-Schutz, nicht nur für den Sommer:

  • Shiseido Sports BB Cream, deckt und schützt zugleich. www.shiseido.ch
  • Shiseido Compact Foundation, mattiert zusätzlich, ideal für Touch-ups zwischendurch. www.shiseido.ch
  • Etwas weniger stark deckend, gibt einen schönen Glow: Die Sonnen-BB Cream mit SPF 50 von Lancaster.

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