Mein Gourmet-Januar in St. Moritz, Teil II

Mein Gourmet-Januar in St.Moritz, Teil II

Wenn man asiatische oder amerikanische 5-Sterne-Hotels kennt, weiss man immer genau, was einen dort meist erwartet: standardisierte Luxusausstattung, alles vom Feinsten, aber auch etwas unpersönlich.

Das legendäre Badrutt’s Palace Hotel in St. Moritz hat all das, aber eben noch etwas mehr: Es hat sich – bei allem Luxus – noch den Charme des leisen Zerfalls bewahrt. Nicht alles ist hier zu Tode renoviert worden, sondern wurde mit Liebe zum Detail bewahrt; ohne Abstriche beim Komfort zu machen. Einige Möbel in der berühmten «Grand Hall» haben schon bessere Zeiten gesehen, das Entrée und die Rezeption haben eine edle Patina, die Holz verkleideten Fahrstühle wirken etwas klapprig. Und man möchte absolut gar nichts daran ändern!

Ich muss gestehen, dass ich gewisse Vorurteile gegenüber St.Moritz hegte: Alles etwas dekadent, viele Pelzmäntel, überall Luxusboutiquen voller Dinge, die eigentlich niemand braucht (ausser eben hier…), und eine «entitled» Klientel, die daran gewöhnt ist, alles zu bekommen, was sie sich wünscht und zwar sofort. Und für jeden Preis.

Das mag teilweise zutreffen, aber ich habe auch erlebt, wie grossartig sich diese Art von old-school-Gastfreundschaft anfühlt, und was es ausmacht, solch perfekten und persönlichen Service zu erhalten. Von den berühmten, chic livrierten Palace-Bellboys empfangen zu werden, von Etagenpersonal in Schürzen-Uniformen (Damen und Herren!) jeden Abend einen Turn-Down-Service zu erhalten (was im Palace im Prinzip einer 2. Totalreinigung des Zimmers gleichkommt!): Es sind die vielen liebevollen Kleinigkeiten, die den legendären Service im Badrutt’s Palace ausmachen.

Im Engadin gibt es zahlreiche 5-Sterne-Superior Hotels, aber das «Palace» ist wohl zu Recht bekannt dafür, noch einen Tick luxuriöser zu sein.

Die persönlich und auf Wunsch ins Zimmer gelieferte Nespressomaschine trägt ein beigefarbenes Lederkleidchen, ebenso der Wasserkocher. Ein «Palace»branded Ladekabel fürs Mobile liegt auf dem Nachttisch bereit. Die schönsten Hotelkosmetika, die ich je gesehen habe. Die Pralinen in Form des Palace Towers zum Abschied, der Transfer zum Bahnhof mit dem hoteleigenen Rolls Royce… die Liste der feinen Extras könnte noch beliebig verlängert werden.

Der Anlass meines Besuchs war die Teilnahme an der berühmt-berüchtigten «Kitchen Party» des St.Moritz Gourmet Festivals: Sie findet jeweils in der Mitte des zweiwöchigen Festivals statt und ist das einzige Event, an dem alle Gastköche gleichzeitig anwesend sind. Es ist absolut faszinierend, in den Untergrund des altehrwürdigen Hotels abzusteigen und sich inmitten dampfender Töpfe und rauchenden Grills von internationalen Starköchen bekochen zu lassen. Begleitet wird das Ganze von Champagner und einem live DJ. Die Atmosphäre ist erfrischend casual, alle rund 250 Gäste erhalten eine speziell angefertigte Schürze, was alle Anwesenden für einen Abend etwas gleich macht; es empfiehlt sich also, keine übertriebene Abendgarderobe oder unbequemen Schuhe zu tragen! Im Anschluss an die Kitchen Party wird jeweils noch im hoteleigenen Club King’s Social Cave bis in die Morgenstunden weitergefeiert.

Die Kitchen Party ist immer schnell restlos ausverkauft, es lohnt sich also, sich frühzeitig Tickets zu sichern! Informationen und Impressionen vom diesjährigen Event findet man hier: St. Moritz Gourmetfestival

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Impressionen der Kitchen Party 2023: (Pressefotos)

 

In Zürich geboren und aufgewachsen, habe ich zunächst Japanologie studiert, und als mir das Japanisch Lernen nicht schnell genug ging, wanderte ich Ende der 80er Jahre nach Tokio aus, wo ich schliesslich heiratete, 2 Kinder bekam und 10 Jahre lebte. 1997 kehrte ich mit den Kindern in die Schweiz zurück und lebe seit 2003 mit meinem jetzigen Mann und dem gemeinsamen Sohn wieder in der Stadt Zürich.
Aus Interesse für das Reisen absolvierte ich eine Zusatzausbildung in Tourismusmarketing, war Kommunikationschefin eines japanischen Kosmetikunternehmens und arbeitete in verschiedenen PR-Agenturen, wo ich hauptsächlich Beauty-, Lifestyle- und Modemandate betreute. Heute organisiere ich Ärztekongresse, habe mir aber die Begeisterung für Beautythemen, Japan, Reisen und das Schreiben bewahrt. Zudem esse, trinke, koche und mixe ich mit Leidenschaft, Exotisches ebenso wie Bodenständiges. Ich liebe die Popkultur, und das ist mir kein bisschen peinlich.

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