Unrat.

Über den Umgang mit miesen Momenten, illoyalen Menschen und Krisensituationen. Du kannst Dir gerne was davon aussuchen.

«Nun kommt der auch noch mit so halbgaren Lebensweisheiten.» Das meinst Du vielleicht jetzt. «Weit gefehlt!», muss ich entgegnen. Denn ich schreibe grundsätzlich nur über das, was ich selbst erlebte, erlebe oder noch zu erleben gedenke. Und ich schreibe aus Prinzip nur die Wahrheit. Meistens.

Mit meinen 62 Lenzen habe ich es a) einfach nicht mehr nötig, irgendwem irgendwas vorzumachen und b) schöpfe ich aus einem immensen Archiv von Geschehnissen und unangenehmen Begebenheiten. Genug auf alle Fälle, um zumindest einer meiner nicht genannt werden wollenden Gesprächspartnerinnen beim heutigen Mittagessen einen gut gemeinten Rat geben zu können.

Nun, vielleicht hilft es ja auch Dir. Gerade jetzt oder womöglich übermorgen. Wer weiss das schon. Pack’s doch einfach ein, es ist in etwas so, wie ein Pfefferspray auf dem Heimweg nach dem Ausgang zu Fuss vom Kreis 5 in den Kreis 4. Gut, wenn man ihn dabei hat. Oder der Rat unterstützt Dich wie ein Häppchen mit Schabziger vor dem Ausgang, wenn Du heute ausnahmsweise mal nicht geküsst werden möchtest.

Aus aktuellem Anlass hatten wir heute zu Dritt (meine Frau, eine meiner vielen Töchter und ich) bei der besten Rieslingsuppe der Welt – und ich kenne sie alle – im Seegarten Ermatingen darüber gesprochen, wie man sich selbst vor Ärger und schlaflosen Nächten schützen kann, wenn das Umfeld es grad nicht so gut meint mit einem.

Dabei ist es völlig unerheblich, um was es bei der Diskussion ging. Denn mein «Sleep-Saver» entfaltet seine Wirkung in fast allen Lebenslagen. Er befreit, entsorgt, pflegt und beugt bei rechtzeitiger Anwendung sogar vor. Und er ist ohne Rezept erhältlich. Du brauchst dazu noch nicht einmal eine APP auf dem Smartphone. Nur etwas Hirn mit ein paar wenigen Bits Speicherplatz und falls nicht verfügbar, jemanden der Dir diese fünf Worte auf ein Blatt Papier schreibt oder auf Deine Haut tätowiert. Dort wo Du es selbst sehen kannst. Sonst musst Du es Dir noch vorlesen lassen. Das kann dann zu abtörnenden und unerwünschten Nebenwirkungen führen.

«Mach’s nicht so spannend Alter!» «Ok, ok.»

 

 

Unrat an Dir vorbeiziehen lassen.

Klar, dass musst Du erstmal sacken lassen. Hammer – gell! So banal die paar Buchstaben klingen, so unfassbar wirksam werden sie, wenn Du keine Energie aufwendest, um über eine Lösung Deiner Probleme nachzudenken oder noch schlimmer, Dir und Deinen Nächsten die Hucke voll zu jammern. Sondern wenn Du versuchst, den Abfall, den Schmutz, den Dreck, den Kehricht, die Schlacke, die Kacke an Dir vorbeizuwinken.

Die Hälfte der Dinge, über die Du Dich am meisten ärgerst, sind Dinge, die Du sowieso nicht ändern kannst. Und wenn Du es schaffst, dass genau diese Dich nichts mehr angehen, dann hast Du genug Kraft, Dich um die restlichen zu kümmern. Diejenigen, bei denen es sich lohnt.  Bei denen Du noch eine Chance hast.

Die einzige Schwierigkeit dabei ist die Triage. In etwa so wie in einer Intensivstation auf dem Höhepunkt von Covid19. Bei wem lohnt sich die IPS, wer hat die geringste Überlebenschance. In unserem Fall: Was ist echter Unrat und darf weg? Um was möchte ich mich mit guten Erfolgsaussichten kümmern und soll deshalb bleiben? Dabei darf es auch nur ums Ego gehen, um etwas, was nur Dich stört, weil Du halt so bist, wie Du bist. Oder es geht um wirklich grundlegende Dinge in deinem Leben und dem Deines Umfeldes.

Am besten Du machst Dir eine Liste. Ich habe nur für Dich extra eine erstellt. Und vorausgefüllt. Mit fiktiven Faktoren und Punkten versehen. Du hast ja vielleicht ganz andere Dinge, die Dich ärgern. Die Gewichtung der einzelnen Faktoren ist im Übrigen auch komplett individuell.


Ärgerliste von Max Mustermann.

Verstanden? Ich hoffe schon, denn wenn auch nur eine Person unter den Lesenden, also vielleicht ausgerechnet Du, in dieser Liste einen gangbaren Weg findest, ein paar ärgerliche Dinge von Dir zu weisen,  dann hat es sich mein Einsatz für Dich schon gelohnt. Ich musste mir das echt ein paar Minuten lang ausdenken, denn ich selbst benutze in der Regel nur die Abkürzung. Die ist nur für Geübte, die schon so viel Mist an sich haben vorbeiziehen lassen. Die Direttissima, Golfer nennen sie Tiger-Line, geht so:

Max Mustermanns Liste.

Max Mustermanns Liste.

Ist mir das Thema wichtig? Bedroht es mich? Kann ich es ändern?

Und wenn dabei mindestens zwei «Ja’s» rauskommen, dann tu ich was. Wenn nicht, ist es Unrat und ich lasse es an mir vorbeiziehen. Das heisst nicht, dass ich mich auch über Unrat ungemein ärgern kann, vielleicht eine Weile lang. Aber nach ein paar Zügen an meiner Zigarre kann ich wieder ruhig schlafen. Oder wegen etwas Wichtigerem aufwachen.

Wenn Du jetzt findest: «Was für ein Unrat, dieser Rat!», dann ist das Dein gutes Recht. Wenn es Dich ärgert, dass Du bis hierhin gelesen hast. Dann weisst Du nun, in welche Schublade dieser Unrat gehört. Und wenn Du meinen Text in einem Kommentar verreisst, dann kannst Du Dir auch vorstellen, wie sehr es mich beschäftigen wird. Es kriegt höchstens ein «Ja». Welches?

PS: Die Liste kannst Du bei mir in einer offenen Excel-Datei anfordern. Gratis. Und für Dich oder andere Wesen optimieren.

Hansdampf in allen Gassen und am See. In einer eher kleinen Stadt im Aargau aufgewachsen, lebe ich nun nach meiner Flucht via die grosse Stadt am Zürichsee in «Ermatingen. Dem langweiligsten Ferienort der Schweiz». Verzeiht, aber es gefällt mir hier, unter anderem deshalb, weil es nur 45 Minuten weg von Zürich liegt.

Man hatte mich in der Metropole für verrückt erklärt, dass ich meine Karriere als Werbefuzzi an den Nagel hänge, um mit meiner Frau ein Hotel am Bodensee zu eröffnen. Man hält mich aber auch in Ermatingen immer noch für einen Spinner, weil ich dem Dorf den Slogan siehe oben verpasste. Nun; hätten sie mich eben nicht in den Vorstand des Tourismusvereins wählen sollen.

Ein wenig stolz waren sie allerdings, dass meine Erfindung, das «Panorama Knife», hier geboren wurde – unter uns: auf dem Weg nach Zürich. Neun Jahre Hotel und parallel neun Jahre Messer waren dann für meine Frau und mich genug Grund, eine Auszeit zu nehmen.

Um dann ab Mitte 2020 in neue Projekte zu investieren. Heute kümmert sich unsere Familie um drei KMUs, nähere Infos dazu gibt es unter www.hostaulac.ch.

Ich werde also genug Stoff für meine Blogs finden. Auch dass man sich im Alter von 50 oder gar 60 Jahren durchaus komplett neu erfinden darf.

Schagglin sagt:

The List…find ich gut, brauch ich! DANKE!

Andy Hostettler sagt:

Danke Schagglin,
Hab sie dir als Excell zukommen lassen. Zu selbst Anpassen. Lieber Gruss vom Bodensee.

Andy Hostettler sagt:

Hallo Roli, merci für Deinen Kommentar. Ich hoffe, Du brauchst die Liste nicht zu oft*smile

Roli sagt:

Wunderbare Erlösung… Toll geschrieben und so wahr.

Andy Hostettler sagt:

Danke Christian!
Der ist tatsächlich sehr oft sehr hartnäckig … willst Du die Liste als Excell*smile

Christian Schirmer sagt:

Lieber Andy

Wie wahr. Auch wenn Unrat manchmal hartnäckig sein kann. War ein grosses Vergnügen, diesen Blog zu lesen.

Schöne Woche und liebe Grüsse
Christian

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