Meine Zusammenarbeit mit Louis Féraud Haute Couture

Meine Zusammenarbeit mit Louis Féraud Haute Couture

Unvergessliche Erinnerungen an wunderbare Tage in Paris.

Anfang der 90er Jahre betrat ich erstmals – etwas ehrfürchtig – das Couture Haus Louis Féraud in Paris.

Die St.Galler Textilfirma Christian Fischbacher beauftragte mich, als freie Mitarbeitende die Betreuung der Lizenz der Louis Féraud Foulard-Kollektion zu übernehmen. Anfänglich verlief alles etwas schwierig, aber mit der Zeit entwickelte sich eine fantastische und erlebnisreiche Zusammenarbeit von mehr als 15 Jahren.

Faszinierend war, den Mix aus diversen Kreativen hinter den Kulissen der historischen Fassaden kennen zu lernen. Eine Pariser Freelancerin war zuständig für die Dessinierung der Foulard-Kollektion und ich war verantwortlich für die Auswahl der Stoffqualitäten, die Kolorierung und Produktionsabwicklung. Ausserdem fanden intensive Gespräche über die neue Couture-Kollektion statt, es wurde gezeichnet, an Ort wurde von Hand gestickt und mit dem Hausmodel Nina fanden Anproben statt. Zweistündige Mittagessen mit einer Flasche Rotwein waren die typische französische Art, die Balance im Arbeitsalltag aufrecht zu erhalten (heute undenkbar). Die geschichtsträchtigen Räume waren eher eng und verwinkelt. So gab es sogar Arbeitsplätze, die ohne Tageslicht auskommen mussten. Zwischendurch erhaschte man einen Blick durch die grossen Fenster auf den Elysée-Palast mit der wehenden Trikolore. Im Allgemeinen herrschte eine intime, familiäre Atmosphäre, die französischer nicht hätte sein können. Das Credo einer Féraud-Kollektion lautete immer: verspielt, lebensfroh, farbenfreudig, eben südfranzösisch!

Louis Féraud war ein echter Südfranzose. Das Allroundgenie aus Arles,*1920, hatte Bäcker gelernt, war Maler, schrieb zwei Novellen und hatte nie vor, Modedesigner zu werden. 1959 eröffnete er in Cannes mit seiner Frau Zizi seine erste Kleiderboutique. Kurz nach der Eröffnung erschien Brigitte Bardot und kaufte ein Kleid aus weissem Pikee mit weiss geklöppelter Spitze. Die Paparazzi standen vor der Eingangstür Schlange, was zur Folge hatte, das die Hälfte der Casino-Besucher sich kurze Zeit später in Louis Féraud-Kleider präsentierten. Der Startschuss für einen Umzug nach Paris an die Faubourg Saint-Honoré, 88 war gegeben.

1965 nahm er an der ersten Haute Couture Modeschau in Paris teil. Zweimal wurde er mit dem Dé-d’Or-Preis ausgezeichnet. An der Seite von Pierre Cardin und Yves Saint Laurent errang Louis Féraud Weltruhm. Nebst Brigitte Bardot, die er auch in ihren grossen Filmen ausstattete, gehörten ebenso Liz Taylor, Ingrid Bergman, Kim Novak, Catherine Deneuve und Danielle Mitterrand zu seiner Kundschaft. Seine schwarzweissen Op-Art-Kreationen und die farbig geometrischen Formen waren die grosse Inspiration der 60er Jahre. Das Atelier boomte!

Der unbändige Drang zum Malen verliess den Maestro aber nie. So entstand eine exklusive Louis Féraud Foulard-Kollektion. Er war stets der Sinnlichkeit der Frauen, den Farben, dem Licht und dem südfranzösischem Flair auf der Spur. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Nebst der Foulard-Kollektion fanden auch seine Kunstwerke im Grand Palais ehrenvolle Anerkennung.

Diesen südfranzösischen Sinnesrausch konnte man in jeder seiner Haute Couture Modeschauen wie ein zart duftendes Parfum einatmen. Ein Abschluss der Superlative jeder Saison. Ein Highlight, das jedes Mal mein Textilherz höher schlagen liess. Danach traf sich die illustre Gesellschaft bei einem Cocktail. Man tauschte sich aus mit Lizenznehmern der ganzen Welt.

Heute wird dem viel zu wenig Beachtung geschenkt. Die Shows werden kurz gehalten, die Models müssen wie Roboter und mit trauriger Miene über den Laufsteg paradieren… Warum kein Lächeln mehr im Gesicht? Ich hoffe aus der Pandemie entsteht ein Sinneswandel!

Dankbar bin ich für all die wunderbaren Jahre und vor allem die konstruktive Zusammenarbeit mit Kiki Féraud, der einzigen Tochter von Louis Féraud. Infolge der Erkrankung an Alzheimer übergab der Vater seiner Tochter 1995 das ganze Geschäft. 1999 verstarb Louis Féraud mit 79 Jahren.

Mit Kiki bin ich heute noch verbunden. Sie lebt vorwiegend in Südfrankreich und hat das Haus Louis Féraud schon vor Jahren in andere Hände übergeben.

Es leben die schönen, unvergesslichen Erinnerungen!

Ich bin in Sursee geboren – inmitten der Schweiz. Mein Interesse für Kultur und Kunst wurde mir schon früh in die Wiege gelegt: Mein Vater war Musiker und die Mutter nützte jede freie Minute, um sich mit der Literatur und den schönen Künsten zu beschäftigen. Nach Abschluss an der «Hochschule Luzern – Design & Kunst» betrat ich die sinnliche Welt der Stoffe. Als leidenschaftliche Textildesignerin beschäftigte ich mich anfänglich mit Möbelstoffen in der Innenarchitektur. Doch die Kleiderstoffe der Modebranche waren mein «stofflicher Raum» – auch in der Haute Couture.

Ich gehe mit offenen Augen und spitzen Ohren durch die Welt – egal in welcher Art und Weise. Der Austausch mit ungewöhnlichen, faszinierenden Menschen geben mir die Würze im Alltag.

Amrein Eva sagt:

Grüezi Frau Dünner

neulich wurde ich, herausgepickt aus einem buntgemischten Brockihügel an Foulards, stolze Louis Féraud Seidentuch Besitzerin. Das Flair für Stoffe, Textilien und deren Creationen „zum Kleiden der Haut“ erbte ich wohl von meiner Mutter, der frohbunten Damenschneiderin.
So las ich mit Freude ihren Bericht zum Modeschöpfer, ihrem Weg in diesem faszinierenden Genre…bestimmt wäre ich eine begeisterte Zuhörerin, ihre Erlebnisse erhaschend bei Tee und Kuchen, welche deren Farben wiederspiegeln.
Merci-Gruss aus Luzern.

Elsbeth sagt:

Cecile, das wusste ich alles nicht von Dir. Ich habe Deinen Teil-Lebensweg mit großem Interesse gelesen. Mir haben nicht immer der Stil, aber die Farben, mit denen gearbeitet wurde, sehr gefallen und Du hast recht, es ist furchtbar anzuschauen, mit welch ernstem Gesicht heute die Models auftreten, es ist zum fürchten. Ich verstehe das auch nicht, dass das so sein muss.

Flurin T. sagt:

Eine kurze Reise in eine farbenfrohe Epoche, in dieser noch die Liebe zum Detail, Kreativität und vor allem Handarbeit geschätzt wurde. Bei Dir sind diese „Attribute“ heute noch gross geschrieben. Danke für den Einblick in das Erlebte liebe Cécile!
Flurin

Cécile Dünner sagt:

Lieber Flurin, durch unsere Schnelllebigkeit geht leider öfters die Liebe zum Detail verloren. Es freut mich natürlich, wenn meine Leser dies erkennen. Schätze Deinen Comment sehr🙏❤️Vielen herzlichen Dank ❤️

Frank Nader sagt:

Yay, Cécile, wow, so cool!
Du hattest immer einen sehr guten Geschmack und das Flair.
Ein toller Artikel, schöne Photos und Illustrationen! The good
ol‘ days! : )
Und ich finde auch, dass man auf dem Catwalk ruhig ein bisschen
fröhlicher sein könnte ( wie’s z.B. Victoria Secret machte ).
Wir sehen uns sicher bald! Bliib gsund und weiter so!
Hug ’n‘ kiss, Frank

Cécile Dünner sagt:

Danke vielmals lieber Frank🙏❤️
Es war wirklich eine andere Zeit und ich bin froh durfte ich sie auf diese wunderbare Art erleben durfte.
Nun, bleiben wir dran und lassen uns nicht von diesem Bösewicht Virus einschüchtern. Auf ein baldiges Wiedersehen ❤️👍

Gerda-Marie sagt:

Liebe Cecile, ich bin hin und weg von Deiner Reise in die Stoffe und Farben und den Flair des Hauses Louis Féraud. Was für ein sonniger Augenblick im tristen Corona-Grau. Hab herzlichen Dank dafür.

Cecile Duenner sagt:

Danke liebe Gerda, das freut mich, wenn ich das Corona-Grau mit meinen farbigen Erinnerungen auflockern kann.

Clifford Lilley sagt:

What a great article! And what a colourful and vivacious account of your glamorous life at Louis Feraud, dear Cécile. The photos illustrate wonderfully this fabulous world and it is great to see you still being so creative and productive. Weiter so!

Cecile Duenner sagt:

Dear Clifford, thank you so much for your lovely comment! I’ll continue, for sure!!

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