Frau. 50plus. Ambitioniert! Und was kommt jetzt?!

Frau. 50plus. Ambitioniert! Und was kommt jetzt?!

Muttertag hat mich nie sonderlich interessiert – im Gegensatz dazu der Weltfrauentag allerdings schon. Seit 110 Jahren demonstrieren am 8. März Frauen weltweit für Gleichberechtigung. Ist dies im Jahr 2021 noch nötig? Und inwieweit betrifft dies Frauen wie mich: Deutlich über 50, fest angestellt in einem Unternehmen? Ja, es ist notwendig, über Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu sprechen. Und ja, Frauen der Generation Baby-Boomer müssen sich gegen eine Reihe von hemmenden Faktoren durchsetzen.

Der Eh-da-Faktor: «Frau Eh-da, die ist ja schon seit Jahren in der Abteilung. Sie kümmert sich zuverlässig um die Abrechnung und ist im Team beliebt. Übernimmt auch ohne zu Murren Sonderaufgaben.» «… und braucht nicht viel Wasser», könnte ich noch ergänzen. Will ich behandelt werden wie die verstaubte Yukapalme, die seit Jahren im Büroflur steht und die niemand mehr wahrnimmt? Pflegeleicht und anspruchslos? Auf keinen Fall!

Der Was-will-die-denn-noch-Faktor: Entwicklungsgespräch? Karriereambitionen? Mit 50plus? Aber nicht doch. Die Jungen verlangen schliesslich nach beruflichen Perspektiven, sonst verlassen sie ganz schnell das Unternehmen. Die Präsentation beim Vorstand? «Die übernimmt der Niklas, der ist ja mittlerweile in dem Thema fast so fit wie Du und braucht ausserdem Sichtbarkeit für den nächsten Karrieresprung. Vielleicht könntest Du ihm bei der Vorbereitung helfen.» Aha…

Der Wir nehmen alle Mitarbeitende mit-Faktor: Die digitale Transformation erfordert lernen, lernen, lernen, damit wir alle fit und relevant für den internen und externen Arbeitsmarkt bleiben. So weit, so gut. Warum aber mit Blick auf die älteren Mitarbeitenden die gönnerhafte Beteuerung, dass «alle dort abgeholt werden, wo sie stehen» und «mitgenommen werden ins New Work.»?

Wie gehen eigentlich meine Kolleginnen im ähnlichen Alter damit um? Ich schaue mich um – da sind nicht mehr viele. Einige haben mit Anfang 50 Abfindungsangebote angenommen und sind mehr oder weniger erfolgreich in die Selbstständigkeit gegangen. Andere sind finanziell so frei, dass sie ihre Erwerbstätigkeit reduziert haben und sich stärker ehrenamtlich engagieren. Von denen, die geblieben sind, höre und sehe ich nicht mehr sehr viel.

 

 

«Valide Punkte» befindet Linda Bosse – Expertin für Frauenkarrieren, «aber es findet ein Umdenken in der Gesellschaft und vielen Unternehmen statt: Zum einen zeichnet sich immer deutlicher der Fachkräftemangel ab. Zum anderen nimmt das Bewusstsein und die Anerkennung für den Wert impliziten langjährigen Erfahrungswissens zu. Untermauert wird diese Entwicklung durch verschiedenste Studien und Analysen, die aufzeigen, welchen handfesten Wettbewerbsvorteil gelebte Vielfalt in Unternehmen hat. Divers denken heisst eben auch multigenerational denken. Unternehmen beginnen zunehmend, Konzepte zu entwickeln, um das enorme Potenzial engagierter 50plus Top-Kräfte weiterhin für die Unternehmensperformance zu nutzen. Die Zeiten waren also noch nie so günstig für ambitionierte Frauen 50plus, sich neue Chancen zu schaffen und zu nutzen.»

 

Hört sich ermutigend an. Doch wie das Ganze angehen?

Mit den 3 W’s zum Karriere-Relaunch – von Linda Bosse

1. Was ist dein «Warum» ? Deine Kraftquelle…
Die erste und wichtigste Frage, die ich neuen Klientinnen meist stelle, ist die Frage nach ihrem «Warum».
Welches ist dein Lebensthema? DAS Thema, das dich stark geprägt hat, schon dein Leben lang begleitet und dich antreibt? Mein Lebensthema beispielsweise entstand aufgrund meiner lebenslangen, interessanten Erfahrungen und Beobachtungen als weiblicher Mensch in unserer Gesellschaft. Daher ist meine Vision eine gerechte Welt, in der jede Frau dieselben Chancen wie ein Mann hat, ihre Ziele zu erreichen. Daraus entsteht meine schier unerschöpfliche Motivation: Aktiv an diesem gesellschaftlichen Diskurs beizutragen. Vor allem aber Frauen mit meiner ganzen Kraft «all in» bei der Erfüllung ihrer Karriereziele zu begleiten.
Die Kenntnis deines «Warum» ist also die Energiequelle für deine berufliche Neupositionierung. Sie ist die schöpferische Basis für deine persönliche Vision und Mission, die wir nun gemeinsam entwickeln.

2.Was ist dein «Wie»? Deine Karriere-Erfolgsfaktoren…
Dein 360° Kompetenzprofil, Weg zur Essenz…
Wie können deine Vision und Mission lebendig werden? Der Weg dahin führt über das 360° Kompetenzprofil: Mit diesem Profil, das ich über 20 Jahre stetig weiterentwickelt habe, werden dein gesamter bisheriger Werdegang und die aktuelle Situation analysiert. Alle fachlichen Kompetenzen, Methoden und persönlichen Kompetenzen, Werte und Beiträge zum Unternehmenserfolg werden konzentriert auf den Punkt gebracht.
Bei der Entwicklung dieses Profils geht es nicht nur um eine Datei, die du die im Bewerbungsprozess und anderen beruflichen Situationen einsetzen kannst: Diese Arbeit mit dir selbst, deinen persönlichen Schätzen, verändert erfahrungsgemäss erheblich deine Haltung zu dir, deinen Stärken und damit auch deinem Selbstbewusstheit!
Aus diesem Kompetenzprofil leiten wir dann deine Essenz ab: Wofür stehst du? Was macht dich aus? Was sind deine Kernkompetenzen? Und ja, aus der individuellen, besonderen Kombination von Eigenschaften und Kompetenzen lassen sich auch dein USP (Unique Selling Proposition), dein Alleinstellungsmerkmal ableiten. Diese individuelle Essenz ist die Basis, auf der deine weiteren Schritte aufgebaut werden.

 

Deine authentische Selbstvermarktungs-Strategie: Weg zur Sichtbarkeit
Das fleissige Bienchen wird nicht Bienenkönigin! Es wird karrieremässig einfach übersehen: Ausser wenn es darum geht, Arbeit zu verteilen.
Dein Produktblatt – 360° Kompetenzprofil – mit deinem exzellenten Leistungsportfolio wird dir nur nutzen, wenn du es sichtbar machst. Du kennst jetzt deine Kernkompetenzen und du weisst, was dich ausmacht.

Jetzt ist der Zeitpunkt für deine Kernbotschaften, deine Zielgruppendefinition, deine «Marke ICH» und damit für die Entwicklung deines authentischen Images. Dein Image, mit dem du dich in der zu dir passenden Art und Weise sichtbar machst: Im Unternehmen, deinem analogen und deinem digitalen Netzwerk (Social-Media), im Bewerbungsprozess bis hin zum Layout deiner Unterlagen, Profile, usw.

Dein wirksames Beziehungsmanagement: Weg zum Netzwerken
Vielen Menschen fällt Netzwerken schwer, insbesondere wenn es um das Kennenlernen neuer Menschen geht. Das strukturierte Wissen um deine Kompetenzen, Werte und Botschaften erleichtern dir diesen Prozess erheblich! Du weisst jetzt genau, wofür du stehst und womit du Andere bestmöglich unterstützen kannst. Denn darum geht es beim Beziehungsmanagement: Nicht, was du vom Netzwerk hast, sondern was die Menschen im Netzwerk von dir haben, das ist die Essenz eines erfolgreichen Beziehungsmanagements! Das hierfür erforderliche Wir-Denken ist laut der Neurobiologin L. Brizendine eine ausgeprägt weibliche Eigenschaft! Na also, dann mal los!

Dein «Warum» und dein «Wie» sind jetzt klar. Spätestens jetzt kristallisiert sich heraus, wohin dein Karriereweg führen kann.

3. Was ist dein «Was»? Frau, quo vadis?
Rock your company!
Im Unternehmen bleiben und dort noch mal richtig durchstarten? Das kann ein höheres Level bedeuten, aber auch den Quereinstieg in einen ganz neuen Bereich. Das kann ein neues, zukunftsträchtiges Aufgabenfeld sein, welches du etablierst und dir somit den Job dazu selbst schaffst: Ja, das geht, habe ich schon mehrmals erfolgreich mit Klientinnen umgesetzt! Und es funktioniert gerade in Zeiten, in denen Unternehmen in Themen wie Nachhaltigkeit, Diversität, New Work, usw. häufig grossen Nachholbedarf haben. Eine meiner Klientinnen 50plus aus einem Konzern hat eine Weiterbildung zum Agile Coach absolviert: Jetzt begleitet sie Tribes des Unternehmens bei der Einführung agiler Methoden – und freut sich auf die nächsten erfüllten Berufsjahre.

Rock a new organization!
Du willst in ein anderes Unternehmen wechseln, z.B. auf eine C-Level-Position? Dann heisst es, Ärmel hoch und den verdeckten Arbeitsmarkt aufrollen: Ja, auch das geht!
Du willst künftig in einem Gremium arbeiten? Das können Non-Profit Organisationen wie Stiftungen sein oder auch die Übernahme von Aufsichtsratsmandaten. Die Zeit und damit die Chancen für Frauen, sich hier erfolgreich zu positionieren, war noch nie so gut!

Start your own business?
Du willst endlich dein eigenes Ding machen? Mit der Beantwortung deines «Warum» und deines «Wie» bist du bereits die ersten Schritte zu deiner erfolgreichen Positionierungsstrategie und der Entwicklung deiner Geschäftsidee gegangen. Finanzen spielen dabei natürlich eine grosse Rolle. Denn auch wenn du begeistert noch viele Jahre arbeitest, werden mit 50plus Themen wie Altersversorgung, Krankenversicherung, Altersteilzeit, finanzielle Rücklagen, usw. immer wichtiger. Insbesondere beim Start einer Selbständigkeit sind diese Aspekte gut abzuwägen. Du brauchst einen sehr soliden Businessplan. Vielleicht startest du auch erst nebenberuflich so wie ich vor einigen Jahren und schaffst dir so einen sanften Übergang von der Anstellung zu deiner «vollständigen» Selbstständigkeit…

UNSER FAZIT:

Du bringst alles mit, was du für deinen beruflichen Neustart brauchst. Mach Dich auf den Weg. Mach den ersten Schritt. Welcher Tag könnte besser dazu geeignet sein als der Weltfrauentag?

Mein erster Lebens- und Bildungsweg führte mich von meinem kleinen Eifeldorf bis zur Kreisstadt. Mit 19 war ich ausgebildete Bankkauffrau – ich war am Ziel meiner beruflichen Träume angekommen! Doch da war so eine Sehnsucht in mir, eine Sehnsucht nach Lernen und Denken und Erfüllung.
Auf dem Köln-Kolleg holte ich mein Abitur nach. Neben der Schule zog ich durch Museen, gab mein ganzes Geld für Theater-, Ballett-, Konzertbesuche aus und lernte jede Menge aufregender Leute kennen. Weiter ging's nach München zum BWL-Studium. Erster Job in einer Unternehmensberatung.
9 Jahre später, verheiratet, Mutter einer 12 Monate alten Tochter, nach der Elternzeit den Job verloren, und wie von Zauberhand fand ich mich in einem Konzern wieder. Zweites Kind, Scheidung, alleinerziehend. Ein Wimpernschlag später: die Kinder aus dem Haus, den Job im Griff. Zeit, einen Gang zurückzuschalten. Oder ein Philosophiestudium zu beginnen.
Und so wandle ich derzeit auf dem dritten Bildungs- und Lebensweg. Manchmal hadernd ob der Kürze der Zeitspanne, die noch vor mir liegt. Manchmal zornig, wenn ich mal wieder die unsichtbare Altersdiskriminierung spüre. Und immer wieder neugierig, was mir diese spannende Phase von Mitte 50 bis Mitte 60 noch alles bringen wird. Darüber möchte ich schreiben. Meine Geschichten sollen eine Brücke bauen vom Ich zum Du, sie sollen Impulse geben, neue Perspektiven aufzeigen und zum Debattieren anregen.

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