Noch mehr Abwechslung im Beruf? Einfach mal anklopfen.

Noch mehr Abwechslung im Beruf? Einfach mal anklopfen.

Erinnert Ihr Euch noch an meinen letzten Artikel? An den Korb voll mit lebenslang erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen und wie ihr diese in Graswurzelinitiativen einsetzen könnt? Heute will ich Euch von einer weiteren Strategie erzählen: dem Mitwirken in Projekten. Dies ist eine tolle Möglichkeit, andere Abteilungen kennenzulernen, neue Kontakte zu knüpfen und sich mit seinen Kompetenzen einzubringen.

Alleinstellungsmerkmale entwickeln
Seit zehn Jahren arbeite ich mit Geschichten: In meiner Unternehmenskommunikation, in Projekten, in Team Meetings, in meiner kürzlich verfassten Masterarbeit. Ich pflege mein Netzwerk an Storyworkern und werde regelmässig zu Vorträgen und Publikationsbeiträgen eingeladen. Mein Kompetenzkörbchen ist mittlerweile ganz schön gefüllt, und ich traue mich zu behaupten: Darin bin ich wirklich gut! Mehr noch: Darin bin ich einzigartig.

Augen auf und Ohren gespitzt
Während ich meine eigenen Fähigkeiten im Bereich Storywork (und zwar ohne Auftrag vom Arbeitgeber!) ausbaute, entwickelte sich in unserem Unternehmen die Erkenntnis, dass Führungskräfte in der Lage sein müssten, für ihre Mitarbeitenden nahbar zu werden. Sie müssten lernen, von sich selbst zu erzählen, von ihren Höhen und Tiefen, von ihrem Scheitern und ihren Erfolgen, von Krisen und Lösungswegen. Und sie müssten lernen, die Unternehmensstrategien erzählend zu vermitteln und sie somit anzubinden an die Lebenswelten der Menschen. Eines Tages erfuhr ich in einem meiner zwanglosen virtuellen Coffee Chats, dass ein Training für Topführungskräfte zum Thema Storytelling entwickelt werden sollte. Mir war klar: Das ist DIE Gelegenheit für mich. Wie aber darauf aufmerksam machen im Konzern? Wie mich selbst in Position bringen? Eigeninitiative hiess das Gebot der Stunde.

Anklopfen und eintreten
Ich bat den Abteilungsleiter um ein virtuelles Meeting und erklärte ihm, dass ich sowohl über Erfahrung in der Trainingsentwicklung als auch mit narrativer Arbeit habe. Ich nahm allen Mut zusammen und sagte direkt heraus: «Ich möchte gerne meine Expertise einbringen.» Dann schwieg ich. Zunächst war er verdutzt, fing aber gleich darauf an, laut nachzudenken. Ich holte aus meinem Kompetenzkorb einen Schatz nach dem anderen heraus und klinkte mich mit ihnen in seine Überlegungen ein. Schnell füllte sich der Raum mit Ideen. Am Ende versprach mir der Manager, unsere Überlegungen mit seinem Team zu besprechen.

Die Einladung
Er hielt Wort. Zwei Wochen später wurde ich zur Trainer-Evaluierung eingeladen, einige Monate später durfte ich bei der Pilotveranstaltung mit dabei sein. Das war für mich wie eine Einladung in ein Gourmet-Restaurant. Ich lernte viel in diesen drei Tagen. Und aus dem Training entstanden wieder neue Kontakte und neue Fäden.

Das Einklinken in Projekte und Netzwerke folgt natürlich einer anderen Dynamik als eine Bewerbung auf eine offizielle Stelle. Mit 50plus werden diese einem nicht mehr unbedingt so häufig angeboten – das ist bei uns auch nicht anders als in anderen Unternehmen. Damit kann ich hadern, das hilft aber auch nicht weiter. Gerade in Zeiten, in denen die Optionen geringer werden, ist es wichtig, Selbstverantwortung für die eigene berufliche Entwicklung zu übernehmen. In Bewegung zu bleiben, sich offen für Neues zu zeigen und sich aktiv in die Geschehnisse einzubringen – das ist es, worauf es ankommt!

 

So bringt Ihr Euch ins Gespräch

Sechs Tipps, mit denen Ihr eine Einladung zur Mitarbeit in einem Projekt erhaltet.

1. Bereitet Euch gut auf das Gespräch vor und informiert Euch im Vorfeld über das Projekt Eures Interesses.

2. Bitte denkt daran, dass Eure Gesprächspartner nicht auf Euch warten und deshalb wenig Zeit haben – 30 Minuten maximal.

3. Fokussiert Euch auf das Thema und formuliert Euer Anliegen kurz und knackig wie in einer Betreffzeile.

4. Fragt zu Beginn des Gesprächs nach den aktuellen Herausforderungen Eurer Gesprächspartner*in und seiner/ihrer fachlichen und persönlichen Einschätzung. In dieser Phase solltet Ihr vor allem eines: viel und gut zuhören.

5. Sprecht jetzt von Euren Kompetenzen, Erfolgen und fangt an, Ideen zu entwickeln, wie Ihr diese einbringen könntet. Behaltet dabei immer den Mehrwert für Euer Gegenüber im Blick. Achtung! Nicht in langatmigen So-war-es-früher-Erinnerungen schwelgen. Lieber drei knackige Fallbeispiele aus Eurem Kompetenzkorb parat haben: Herausforderung – Euer Beitrag – das Ergebnis. Am Ende sagt Ihr deutlich, dass Ihr Euch in das Projekt einbringen möchtet. Und dann legt Ihr ganz bewusst eine Pause ein.

6. Gebt Eurer Gesprächspartner*in die Chance, auf Euer Angebot zu reagieren. Entwickelt gemeinsam, wie denn ein erster Schritt der Zusammenarbeit aussehen könnte. Der muss nicht gross sein, aber dieser Schritt sollte klar formuliert sein. Wir wissen ja, nach dem ersten Schritt folgt dann der zweite und der dritte.

Und schon ist der Anfang gemacht und Ihr seid unterwegs auf einer neuen Etappe Eures beruflichen Lebens. Viel Erfolg beim Ausprobieren!

Mein erster Lebens- und Bildungsweg führte mich von meinem kleinen Eifeldorf bis zur Kreisstadt. Mit 19 war ich ausgebildete Bankkauffrau – ich war am Ziel meiner beruflichen Träume angekommen! Doch da war so eine Sehnsucht in mir, eine Sehnsucht nach Lernen und Denken und Erfüllung.
Auf dem Köln-Kolleg holte ich mein Abitur nach. Neben der Schule zog ich durch Museen, gab mein ganzes Geld für Theater-, Ballett-, Konzertbesuche aus und lernte jede Menge aufregender Leute kennen. Weiter ging's nach München zum BWL-Studium. Erster Job in einer Unternehmensberatung.
9 Jahre später, verheiratet, Mutter einer 12 Monate alten Tochter, nach der Elternzeit den Job verloren, und wie von Zauberhand fand ich mich in einem Konzern wieder. Zweites Kind, Scheidung, alleinerziehend. Ein Wimpernschlag später: die Kinder aus dem Haus, den Job im Griff. Zeit, einen Gang zurückzuschalten. Oder ein Philosophiestudium zu beginnen.
Und so wandle ich derzeit auf dem dritten Bildungs- und Lebensweg. Manchmal hadernd ob der Kürze der Zeitspanne, die noch vor mir liegt. Manchmal zornig, wenn ich mal wieder die unsichtbare Altersdiskriminierung spüre. Und immer wieder neugierig, was mir diese spannende Phase von Mitte 50 bis Mitte 60 noch alles bringen wird. Darüber möchte ich schreiben. Meine Geschichten sollen eine Brücke bauen vom Ich zum Du, sie sollen Impulse geben, neue Perspektiven aufzeigen und zum Debattieren anregen.

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