Wohnungsbaugenossenschaften: Mehrere Generationen unter einem Dach

Wohnungsbau- genossenschaften: Mehrere Generationen unter einem Dach

Als ich dieses Jahr meinen 60. Geburtstag feierte, kam die berühmte Frage: «Und, wie lange willst Du noch arbeiten?» Nicht überraschend. Aber eine andere Frage, die nicht weniger bedeutsam ist, kam bisher nie: «Wie willst Du eigentlich auf Dauer und im Alter wohnen?»

Ich wohne, darüber habe ich berichtet, aktuell in einer sehr schönen Wohnung zur Miete, die ich mir mit Studierenden teile. Sicher ungewöhnlich. Und auf die Frage meines Sohnes: «Mama, wie lange willst Du noch auf diese Art wohnen?», antwortete ich mit «solange es mir gefällt.» Seine Frage traf allerdings den Kern: Will ich auf Dauer in einer Studierenden-WG leben? Ich liebe meine Wohnsituation, aber langfristig und mit zunehmendem Alter werde ich sicher eine andere Konstellation suchen. Die entscheidende Frage war also: Wie will ich wohnen? Und ich wusste schon mal, wie ich nicht wohnen wollte. Dazu folgende, eher bittere Erfahrung:

Meine Schwiegermutter lebt seit 45 Jahren in ihrer Mietwohnung in München. Vor vier Jahren erhielt sie die Kündigung. Eigenbedarf. Damals war sie 87. Was dann passierte: Einspruch, Klage, Gerichtstermine, Gutachten – zum Schluss kam ein Vergleich heraus, der ihr ein lebenslanges Wohnrecht zusicherte.

Bestimme selbst, wie Du in Zukunft wohnen willst.
Das soll mir nicht passieren. Ich habe mich entschieden, meine Wohn- und Lebenssituation selbstbestimmt für meine Zukunft zu entwickeln. Und ich bin davon überzeugt, dass das alle tun sollten, solange sie selbst entscheiden und die Weichen aktiv dafür stellen können. Ich kenne genügend ältere Menschen, die blindlings in die Zukunft geraten, ohne für sich selbst zu entscheiden. Keine gute Situation. Denn erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt. Mein Partner und ich lebten beispielsweise über Jahre hinweg in zwei Wohnungen – er in Nürnberg, ich in München. Zu meinem 50. Geburtstag, also vor zehn Jahren, begannen wir, Pläne für das Zusammenwohnen zu schmieden. Zwei Jahre später hatte er mich verlassen. Ich lernte, ich sollte mich vor allem auf mich selbst verlassen.

Von der Studierenden-WG zum Mehrgenerationen-Haus
Wo und wie also will ich wohnen nach dem Ausstieg aus dem Berufsleben? Wenn ich nicht mehr so an München gebunden sein werde? Ich brauche Menschen um mich, aber auch meinen eigenen Raum. Ich möchte selbständig bleiben, suche aber die Absicherung für die Zukunft.

Ich kam auf einen Gedanken: Wie wäre es, das Modell Studierenden-WG in das Modell generationenübergreifendes Wohnen umzuwandeln? Schon als junge Frau hatte mich diese Idee fasziniert. Mehrere Generationen unter einem Dach, selbstständig, selbstorganisiert und miteinander. Bleibt die Frage der Umsetzung. Meine Neugierde auf mehr Informationen war geweckt. Ich fing an, zu sammeln und in meinem Netzwerk nachzufragen.

Wohnungsbaugenossenschaften – eine passende Lösung
Beim Nordic Walking erzählte mir die Leiterin Brigitte Wittmann von ihrem Engagement bei MARO. Dabei handelt es sich um eine von vielen Genossenschaften in Bayern, die sich für Mehrgenerationen-Wohnen und nachbarschaftliches Miteinander einsetzt. Das Motto:

«Selbstbestimmt leben. Mitten drin sein. Den Alltag gemeinsam gestalten.»

Ob Mehrgenerationen-Wohnen, Demenz- und Pflege-Wohngemeinschaft oder inklusives Zusammenleben, die neuen Wohnformen stehen für eine hohe Lebensqualität und soziale Einbindung – für jede Altersgruppe. MARO baut Häuser mit dem entsprechenden Zuschnitt und begleitet das Zusammenwachsen der Mietergemeinschaft. On Top: Eine ambulant betreute Demenz- und Pflege-Wohngemeinschaften.

Ich war fasziniert, besuchte die Infoveranstaltung. Wenig später wurde ich Mitglied und erwarb das Recht, mich für eine Wohnung zu bewerben. Die Aussicht, im hohen Alter eine Wohnung mit lebenslangem Wohnrecht, einem generationenübergreifenden Miteinander und sogar eine Lösung für eine Demenz- und Pflegesituation zu haben, erleichtert mich unendlich.

Ob ich später tatsächlich im bayerischen Land leben möchte, sei einmal dahingestellt. Aber dass ich mir JETZT SELBSTBESTIMMT eine Option geschaffen habe für mein Wohnen in der Zukunft, das erfüllt mich mit grosser Befriedigung.

Wohnungsbaugenossenschaften – Wohnen, Vorsorgen, Rendite erzielen
MARO ist nur ein Beispiel von vielen Wohnungsbaugenossenschaften in ganz Deutschland. Beispielsweise versammeln sich unter der Webadresse wohnungsbaugenossenschaften.de über 400 Genossenschaften, denen allen gemeinsam ist:

«Die Grundprinzipien einer Genossenschaft sind Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Die Genossenschaft setzt sich aus ihren Mitgliedern zusammen. Sie ist eine demokratische Unternehmensform.»

Und ganz nebenbei bieten diese Genossenschaften auch noch die Möglichkeit einer soliden und attraktiven Geldanlage – völlig unabhängig davon, ob man eines Tages selbst in einem der Mehrgenerationenhäuser wohnen möchte oder eben nicht.
Für mich jedenfalls passt das Modell: Die Idee, meine zukünftige Wohnsituation mit einer Geldanlage mit hohem sozialem Wert und einer fairen Dividende zu kombinieren, fand ich attraktiv – und so bin ich nun schon seit Mitte 50 eine, wenn auch nur anteilige, Immobilieninvestorin.

Mein erster Lebens- und Bildungsweg führte mich von meinem kleinen Eifeldorf bis zur Kreisstadt. Mit 19 war ich ausgebildete Bankkauffrau – ich war am Ziel meiner beruflichen Träume angekommen! Doch da war so eine Sehnsucht in mir, eine Sehnsucht nach Lernen und Denken und Erfüllung.
Auf dem Köln-Kolleg holte ich mein Abitur nach. Neben der Schule zog ich durch Museen, gab mein ganzes Geld für Theater-, Ballett-, Konzertbesuche aus und lernte jede Menge aufregender Leute kennen. Weiter ging's nach München zum BWL-Studium. Erster Job in einer Unternehmensberatung.
9 Jahre später, verheiratet, Mutter einer 12 Monate alten Tochter, nach der Elternzeit den Job verloren, und wie von Zauberhand fand ich mich in einem Konzern wieder. Zweites Kind, Scheidung, alleinerziehend. Ein Wimpernschlag später: die Kinder aus dem Haus, den Job im Griff. Zeit, einen Gang zurückzuschalten. Oder ein Philosophiestudium zu beginnen.
Und so wandle ich derzeit auf dem dritten Bildungs- und Lebensweg. Manchmal hadernd ob der Kürze der Zeitspanne, die noch vor mir liegt. Manchmal zornig, wenn ich mal wieder die unsichtbare Altersdiskriminierung spüre. Und immer wieder neugierig, was mir diese spannende Phase von Mitte 50 bis Mitte 60 noch alles bringen wird. Darüber möchte ich schreiben. Meine Geschichten sollen eine Brücke bauen vom Ich zum Du, sie sollen Impulse geben, neue Perspektiven aufzeigen und zum Debattieren anregen.

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