Black Friday - Kauf-nix Tag

Black Friday – und keiner geht hin?

Bald ist es wieder soweit: Am 25. November geht es los, der Black Friday lässt das Budgetherz der Konsumierenden und der Retailer höher schlagen. An und für sich ganz legitim, vor allem in Zeiten wie diesen würde man meinen. Aber…

Medienberichte und Studien über unser ungezügeltes Konsumverhalten, das schwerwiegende Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat, gibt es schon unzählige. Die nächste Generation ist bereits verstärkter darauf sensibilisiert, nachhaltig zu denken und zu handeln. Neuerdings kleben sie sich an Bilder und Strassen. Dies scheint kein vorübergehender Trend zu sein, sondern zeigt eine Lebenseinstellung, die immer mehr Menschen mobilisiert. Man braucht auch kein:e Klimaaktivist:in zu sein, das Umdenken beginnt schon beim täglichen Einkauf. Wieso also soll ein Rabatttag schlecht sein?

Konsum resp. Aktionen wie BLACK Friday, CYBER MONDAY und/oder PRIME DAY bei Amazon per se zu verteufeln, ist nicht zielführend, zumal der Abbau von gelagerten Einkäufen im Handel eine wichtige Funktion hat: Lagerabbau, Platz für Neuware, produzierte Ware muss nicht für teures Geld entsorgt und somit die Umwelt nochmals belastet werden. Für die Haushalte: viel mehr Produkte für weniger Geld. Und jetzt kann man sich endlich den  langersehnten Fernseher oder den handgeknüpften Teppich leisten.

Nun, ist das nicht das Ziel und ist das nicht alles prima?

Lagerbestände zu reduzierten Preisen bei Saisonende anzubieten, ist tatsächlich sinnvoll und schafft Platz für Neues, solange die Nachfrage das Angebot bestimmt und nicht umgekehrt. Was ist damit gemeint? Gehen wir davon aus, dass der Handel über das Jahr plant und einkauft, dann werden am Ende der Saison Waren übrig bleiben, die entweder weniger begehrt sind oder aber die Kunden wegen des Preises davon abgehalten haben, einzukaufen. Kommt nun der Schlussverkauf, der normalerweise schon bei Black Friday beginnt und sich über Monate hinzieht, ist die Saison nicht mehr wirklich profitabel, es sei denn, der Handel deckt sich schon im Voraus mit Altwaren oder Sortimenten ein, die extragünstig und in Antizipation der diversen SALES Tage eingekauft wurden. Daraus entsteht ein Konsumentenbedürfnis, das nicht der natürlichen Anfrage entspricht und somit im wahrsten Sinne des Wortes als Konsumschlacht bezeichnet werden muss!

Buy till you die!

Wir kaufen ein, was wir nicht wirklich brauchen und generieren damit künstlich ein Konsument:innen Bedürfnis. Das hat negative Folgen für die Umwelt, denn schliesslich wird dadurch auch entsprechend die Produktion hochgefahren.

«Aber dies schafft doch auch mehr Arbeitsstellen?» Dieses Argument ist nach wie vor stark präsent und ein berechtigter Hinweis, aber: die Black Friday Einsätze sind meist temporär, unterbezahlt und je nach Region sozial äusserst fragwürdig. Personal wird kurzfristig aufgestockt. Festangestellte opfern ihre Feiertage – dies aus Angst, den Job zu verlieren – auch nicht freiwillig. «Aber sie bekommen ja auch mehr Geld dafür?» Ja klar, aber unter welchen Bedingungen? In der Schweiz haben wir gut regulierte Arbeitnehmer:innen Rechte, aber kommen die Produkte aus dem Emmental?

Regale müssen aufgefüllt werden, IT muss hochgefahren werden. Für den Online Sales und dessen reibungslosen Abverkauf muss schon Monate vorher geplant und umgesetzt werden. Die geringeren Margen werden mit mehr Mengen kompensiert und gewährleisten so, dass sich der finanzielle und personelle Aufwand lohnt. Der Teufelskreis schliesst sich und die Stakeholder reiben sich die Hände. Am Schluss sind es nicht die Angestellten, die von der künstlich geschaffenen Bubble profitieren.

 

Noch ist der Black Friday, Cyber Monday und Prime Amazon profitabel, warum also den Goldesel in Frage stellen?

Selbst am Grosshandel kann es nicht entgangen sein, dass sich eine Gegenbewegung formiert, dass Greta nicht einfach eine Modeerscheinung ist und das Corona gezeigt hat, wie sehr die nächste Generation nicht mehr bereit ist, Altlasten zu bezahlen und/oder auszubaden, ohne überhaupt gefragt oder gar miteinbezogen zu werden. Der Klein- und der Lokalhandel haben das Nachsehen, wenn die Grossen mit «ich bin der Billigste und bei mir bekommst du am meisten für kein Geld» kommen – Sales gibt es immer irgendwo!

Fazit: Wenige Supermärkte, Beauty Brands und Fashion Labels steigen dieses Jahr schon aus und denen gebührt Respekt! Langfristig werden sich auch die anderen Retailer dieser Gegenbewegung anbiedern. Sie werden erzählen, wie toll sie sind, wie wichtig es ihnen ist, die Umwelt zu schonen. Sie werden sich dies regelrecht aneignen und so tun, als wären sie die treibende Kraft gewesen. Aber weisch was? Egal. Der Zweck heiligt manchmal die Mittel und am Schluss profitiert die Erde, auf der wir und hoffentlich noch viele Generationen nach uns wohnen. Elon Musk und seine Mars Bevölkerungsstrategie in Ehren. Sollten wir einen Planeten B bekommen, also den Mars, dann machen wir – wenn wir nichts gelernt haben – langfristig auch aus Mars ein Snickers ohni Nüssli.

Und die Moral von der Geschichte? Da empfehle ich: Don’t Look Up anzuschauen. Von mir aus auf dem neuen Riesenbildschirm, für den wir läckdumir 50 % weniger bezahlt haben, ohne zu merken, dass dies der grösste Fake ist.

In diesem Sinne: Happy NO Black Friday!

Ich bin aus Zürich, habe zwei erwachsene Kinder und bin besessen von Spaghetti. Was aber nicht heisst, dass ich mir glattes Haar wie die Nudel wünsche. Shampoos für lockiges Haar, die mit «für undiszipliniertes Haar» etikettiert werden, boykottiere ich aus Prinzip!

Beruflich habe ich schon auf diversen Hochzeiten getanzt, sei es als Stylistin, Bloggerin, bei Tele Züri in der Runde von Boser & Böser und zuletzt als PR-Managerin für die Schweiz in einem der grössten Kosmetikunternehmen.

Inkorporiert habe ich viel gelernt, endlich mal anständig verdient, dabei aber mich selbst vermisst. Jetzt wandle ich wieder auf meinen ursprünglichen Pfaden – dem fidelen Schreiben auch unangenehmer Themen und das ohne falsche Scham, ganz nach dem Motto: Alter schützt vor Sex nicht.

Gerda-Marie Adenau sagt:

Ich lasse den Black Friday völlig unberührt an mir vorbei ziehen. Habe gestern meine Stiefel vom Schuster abgeholt.

Andy Hostettler sagt:

Die Konsumentinnen und Konsumenten werden über die Ladentheke gezogen. Mit Produkten, die nur für solche Gelegenheiten eingekauft werden. Die Lieferanten werden von den Händlern teilweise richtig gehend genötigt, die Price-Offs mitzufinanzieren. Ich habe heute einem Kunden so höflich wie es ging …. abgesagt, der fragte, ob er denn schon jetzt einen vorgezogenen Black-Friday-Rabatt haben könnte. Lieber Gruss Andy

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