Vorsorge für Dummies

Vorsorge für Dummies

In den letzten zwei Jahren verstarben hintereinander mein Schwiegervater und meine Mutter: Mein Mann und ich haben nun beide keine Eltern mehr, und uns wird bewusst: Wir sind dann im Normalfall die nächsten. Hoffentlich noch lange nicht. Aber eben, irgendwann garantiert.

Allerhöchste Zeit, um sich um grown-up-stuff zu kümmern!

Ich verdränge alles Unangenehme, Traurige, Mühsame und Negative gerne und auch meistens erfolgreich. Aber selbst mir wurde zunehmend unwohl beim Gedanken an die irgendwann bevorstehende (Früh-?) Pensionierung, die eigene Vergänglichkeit und den damit verbundenen Formalitäten, die (idealerweise) vorher erledigt sein sollten. So viele Fragen müssen geklärt werden:

 

  • Soll man die Hypothek mit 60 nochmals erneuern? Kriegt man überhaupt noch eine?
  • Soll man die Pensionskasse auszahlen lassen oder als Rente beziehen?
  • Wie ist das mit den Steuern bei bzw. nach der Pensionierung?
  • Können wir von der Rente und Pensionskasse überhaupt leben?
  • Habe ich AHV-Lücken?
  • Was passiert, wenn der eine oder der andere zuerst stirbt?
  • Soll ich mich bei Exit anmelden (Spoiler: ja!)?
  • Was schreibe ich in meine Patientenverfügung?
  • Und wen bestimme ich in meinem Vorsorgeauftrag als Vertrauensperson? Was ist überhaupt ein Vorsorgeauftrag?
  • Brauche ich ein Testament??

Ich bin faul und hasse alles Administrative und Papierkram mit Leidenschaft. Ich bekomme beim Anblick von Formularen, Spreadsheets und Merkblättern (sic!) Migräne. Meine Steuererklärung habe ich ein einziges Mal (das erste) selber ausgefüllt. Danach nie wieder. Es käme auch nicht gut, fürchte ich. Und es gibt nur etwas, was ich noch mehr hasse als Formulare: Zahlen.

Und mein Mann ist in Bezug auf Papierkram auch nicht viel besser. Dennoch haben wir uns trotz all diesen inneren Widerständen irgendwann dazu durchgerungen, einen Anlauf zu wagen und einen Termin für eine Vorsorge- und Finanzplanung zu vereinbaren. In unserem Fall fiel die Wahl auf die Swiss Life, da wir vor fünf Jahren unsere Hypothek dort abgeschlossen haben und diese deshalb schon einiges an Informationen über unsere monetären Verhältnisse haben (Ökonomie des Paperworks… So hoffte ich zumindest).

Den Termin hatten wir also, und dann folgte, was ich so fürchtete: Die Hausaufgaben.

Sammeln unzähliger Unterlagen (ja, wir mussten alles, was sie schon hatten, nochmals frisch einholen und recherchieren, da alle Angaben auf drei Monate genau aktuell sein müssen) und das Schlimmste: Wir mussten uns hinsetzen und ein Budget erstellen. Ein BUDGET.

Ich meine: Wenn ich mein Leben derart im Griff hätte, dass ich all meine Einnahmen und Ausgaben säuberlich auflisten kann, bräuchte ich dann einen Finanzplaner?

Ein persönliches Budget zu erstellen, also alle privaten – nötigen und unnötigen – Ausgaben neben den (viel einfacher zu eruierenden) Einkünften schonungslos und ehrlich aufzulisten und dann einen Strich drunter zu machen, um zu schauen, welche Seite gewinnt, ist so etwas wie Auf-die-Waage-Stehen: Ich muss das nicht tun, um zu sehen, dass ich fetter geworden bin, ich weiss das jeweils auch so. Und dass unser «Budget» (ja, «Budget») uns aufzeigen würde, dass wir für gewisse Dinge übertrieben viel Geld ausgeben, war wirklich auch keine Überraschung. Wie die zugenommenen drei Kilos auf der Waage, nachdem die Hose ja schon länger spannt.

Dass wir auf recht grossem Fuss leben, weil wir die schönen Dinge des Lebens lieben, weiss ich auch. Dafür kaufe ich WC-Papier und Waschmittel immer nur, wenn Aktion ist. Wie mein Walliser Grossvater (und Geniesser) schon sagte: Immer am rechten Ort sparen. Sicher nicht bei Essen, Trinken und bei den Ferien! Wir können aber auch ganz bescheiden. Wenn es sein muss. Das Ziel der Finanzplanung wäre es, herauszufinden, ob es sein muss. Und wann. Und wie sehr.

Ein Vorsorge- und Finanzplan basiert auf der Annahme, dass alles so bleiben wird (Einkommen, Gesundheit), wie es zum Zeitpunkt der Analyse ist. Als selbständiger Unternehmer ist das zumindest bei meinem Mann aber nicht in Stein gemeisselt oder planbar. Und auch bei Angestellten ist ja heute bei weitem nicht mehr garantiert, dass man die Stelle bis zur Pensionierung auf sicher hat.

Also müssen Worst-Case-Szenarien und verschiedene Modelle aufgestellt werden: Was passiert, wenn jemand stirbt, arbeitslos wird oder finanziell gesehen worst of all: Wenn jemand unfall- oder krankheitsbedingt arbeitsunfähig wird und deshalb nicht nur kein Einkommen mehr hat, sondern auch pflegebedürftig wird?

Wie sieht es aus, wenn jemand frühzeitig in Pension möchte (Ich habe gelernt: ab 58 ist das möglich, aber mit unverhältnismässig hohen Einbussen verbunden.)?

Also viel Theorie, viele Annahmen und vieles, worüber man nicht gerne nachdenkt, aber nachdenken sollte.

Wir füllten also die Formulare aus, sammelten alle benötigten Unterlagen und budgetierten vor allem Ferien und Auswärtsessen SEHR grosszügig, um auf der privaten (und somit höchst variablen) Ausgabenseite sicher zu stellen, dass nichts vergessen geht und wir unserem Berater wirklich ein ehrliches Bild vermitteln können. Selbstbetrug ist immer doof, in diesem Fall aber auch teuer.

Denn natürlich kostet so eine Vorsorge- und Finanzberatung etwas. In unserem Fall 2‘800 Franken, dafür bekommt man aber auch einiges (Details siehe Kasten).

Nach Einreichen aller Unterlagen trafen wir uns mit den Beratern zu einem langen und ausführlichen Gespräch und erhielten einen dicken Ordner mit allen Resultaten, Analysen, Zeitplänen und einem mehrseitigen, chronologischen Massnahmenplan.

Hat sich der ganze Aufwand gelohnt? Für mich auf jeden Fall, da ich gezwungen war, Ordnung zu machen und mir über meinen Lebensstil Gedanken zu machen; Was ist wichtig, und worauf könnte ich auch verzichten? Wo lauern allenfalls Steuerfallen? Kann ich es mir leisten, in Frühpension zu gehen?

Natürlich bietet die SwissLife im Bedarfsfall nur ihre eigenen Produkte an; da schon meine Eltern und Grosseltern dort versichert und immer zufrieden waren, hat mich das nicht gestört. Wer diesbezüglich neutral beraten werden will, kann sich zum Beispiel an einen unabhängigen Versicherungsberater wenden. Wir haben eine Mischung davon gemacht: Um bevorstehende Massnahmen zu besprechen, haben wir knapp zwei Jahre nach der ersten Vorsorgeplanung einen unabhängigen Berater ( Pilet & Partner AG) hinzugezogen, um uns mit einer Zweitmeinung verschiedene Möglichkeiten und geeignete Produkte aufzeigen zu lassen.

Es fühlt sich gut und sehr erwachsen an, einen Überblick über die finanzielle Situation und Zukunft zu haben und zu wissen, wo man die Schrauben anziehen könnte, wenn es nötig wird.

Die von uns erstellte Finanz- und Vorsorgeplanung (je für mich und meinen Mann individuell) umfasste:

 

  • Je eine individuelle Ruhestandsplanung (mit mehreren Szenarien durchgerechnet).
  • Eine Analyse der Vorsorgesituation, auch für das Szenario, wenn jemand nach der Pensionierung verstirbt.
  • Man bekommt vorgerechnet, wie lange und unter welchen Umständen die Finanzen ausreichen (hier kommt das Budget ins Spiel!).
  • Beratung zur Steueroptimierung und -planung: Hier werden Fragen dazu beantwortet, wie und wann man aus steuerlicher Sicht die PK-Gelder beziehen soll.
  • Tragbarkeitsberechnungen bei Liegenschaften.
  • Übersichtlicher Ordner mit allen Resultaten, Massnahmen und Empfehlungen.

Wir wollten uns zusätzlich noch beraten lassen, wie wir unseren Nachlass regeln können, um trotz Patchwork-Familie klare Verhältnisse zu schaffen. Für solche Fälle wird noch ein Jurist beigezogen (kostet separat).

 

In Zürich geboren und aufgewachsen, habe ich zunächst Japanologie studiert, und als mir das Japanisch Lernen nicht schnell genug ging, wanderte ich Ende der 80er Jahre nach Tokio aus, wo ich schliesslich heiratete, 2 Kinder bekam und 10 Jahre lebte. 1997 kehrte ich mit den Kindern in die Schweiz zurück und lebe seit 2003 mit meinem jetzigen Mann und dem gemeinsamen Sohn wieder in der Stadt Zürich.
Aus Interesse für das Reisen absolvierte ich eine Zusatzausbildung in Tourismusmarketing, war Kommunikationschefin eines japanischen Kosmetikunternehmens und arbeitete in verschiedenen PR-Agenturen, wo ich hauptsächlich Beauty-, Lifestyle- und Modemandate betreute. Heute organisiere ich Ärztekongresse, habe mir aber die Begeisterung für Beautythemen, Japan, Reisen und das Schreiben bewahrt. Zudem esse, trinke, koche und mixe ich mit Leidenschaft, Exotisches ebenso wie Bodenständiges. Ich liebe die Popkultur, und das ist mir kein bisschen peinlich.

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