Die Elemente Wasser, Erde, Luft und Burning Man

Die Elemente Wasser, Erde, Luft und Burning Man

Einsteigen heisst auch loslassen

Ein paar von Euch haben es schon erlebt. Der erste Sprung aus dem Flieger, der erste Tauchgang in die Schwerelosigkeit. Einsteigen in eine absolut neue Dimension, die man vor allem dann intensiv erlebt, wenn man loslassen kann, um nur noch zu treiben. Ich war absolut überwältigt bei meinem ersten richtigen Tauchgang. Als Klaustrophobe benötigte ich mehrere Versuche und sehr viel Überwindung, mich in die dunkle Tiefe gleiten zu lassen. Das war vor 30 Jahren. Es hat meine Erlebniswelt nachhaltig geprägt. Solche eindrücklichen Momente hatte ich nicht oft. Es gibt immer wieder Erfahrungen, die aussergewöhnlich sind, aber nicht zu vergleichen mit einer erstmals erlebten Schwerelosigkeit und der wahren Bedeutung von «floaten lassen».

Bis zum Jahr 2011. Ich stehe mitten in der Wüste in Nevada. Um mich herum 50’000 Menschen aus aller Welt. «Burning Man»! Ich hatte bis dahin einiges darüber gehört, konnte mir aber nichts darunter vorstellen. Man könne hier Grenzerfahrungen machen, hiess es.  Schon bei der Hinfahrt mit tausenden anderen Burners wurde mir klar, dass wenn ich Zuschauer bliebe, ich Grosses verpassen würde. Also beging ich mich – entgegen meiner Angewohnheit, die Dinge gerne von aussen zu betrachten – mitten hinein.

Da war ich also. Mitten drin. Komplett überwältigt. Konnte nichts zuordnen, hatte keine Orientierung, stand nur mit offenem Mund da und staunte.

Angekommen in einer total anderen Welt, die schriller, schräger und faszinierend anders war, als alles, was ich jemals zuvor gesehen oder erlebt hatte. Das Erlebnis Burning Man kann man eigentlich nicht in Worte fassen. Ich versuche es hier trotzdem.

Wo bin ich? Was geschieht hier? Was kommt da auf mich zu?

Später weiss ich es. Ich bin auf einem fremden Planeten, wo mir fremde Menschen im Sandsturm zulächeln. Wo sich Künstler, Hippies, Techno-Fans, Pyrotechniker und Neugierige aus aller Welt in die Arme fallen, um für eine Woche eine temporäre Stadt in der Wüste zu bauen. Ein Ort, wo man ungehindert aussergewöhnliche Erfahrungen machen kann, wenn man sich darauf einlässt – tiefe, menschliche, kreative und physische Erfahrungen.

Da schwimmt ein riesiges Schiff durch die Wüste, dort kriecht eine fahrende Schnecke über den Boden. Über 600 «Art Cars» cruisen über die Salztonebene.  An Ideenreichtum nicht zu überbieten. 420 kleine, feine aber auch gigantisch grosse Kunstwerke nehmen die Besucher auf Erlebnisreisen mit. Installationen, die mich emotional oft völlig aufgelöst haben! Die künstlerische Vielfalt kennt keine Grenzen. Monatelang arbeiten die Künstler daran, um ihre Werke anschliessend, nach nur einer Woche am «Burning Man», an Ort und Stelle zu verbrennen.

Einige Kunstwerke sind keine drei Tage zu bewundern, bevor sie in Zeremonien verbrannt werden. Learn to let go…

Burning Man

Eine Kultur der Möglichkeiten. Ein Netzwerk von Träumern und Machern. Dinge erschaffen, um sie wieder loszulassen. Geben, ohne zu erwarten. Mehr Mut haben, die eigenen Wünsche auszuleben. Die Komfortzone verlassen, um Ungeahntes über sich selbst zu erfahren. Sich selber vertrauen, um damit automatisch an die richtigen Orte zu gelangen.

Grosse Inhalte, die mir in der Formulierung nicht fremd waren. Aber sie zu erleben, veränderte meine Sicht auf die Welt, auf unsere Gesellschaft und zeigte mir die Möglichkeiten auf, die wir haben, um unser Leben gemeinsam lebenswerter zu gestalten.

Ein Experiment auf Zeit. 

Sieben Tage kein Wasser auf meiner Haut. Temperaturen bis 40 Grad, die in der Nacht gerne mal auf 5 Grad abkühlen. Unzählige, heftige Sandstürme, in denen man in komplette Whiteouts gerät. «Burning Man» kann extrem anstrengend sein und man muss mit vielem klar kommen. Ich wollte in dieses Erlebnis einsteigen und habe über meine Grenzen hinaus losgelassen, um Neues zu erfahren – wie damals, bei meinem ersten Tauchgang.

Ende August wäre es wieder soweit. Leider fällt «Burning Man» im Jahr 2020 aus. Ich habe den Event bereits achtmal besucht. Man sieht, erlebt und lernt vieles, was man in seinen Alltag mit nach Hause nehmen kann. Runtergebrochen sind es simple Dinge, die unser Zusammenleben lebenswerter macht:

Respekt, Freundlichkeit, Grosszügigkeit, Hilfsbereitschaft und Empathie.

Lächle mal im Bus dein Gegenüber an. Wenn keine Reaktion kommt, dann wohl darum, weil es sich erschrocken hat.

Wenn Du 2021 auch dabei sein möchtest? Ich kann dir gerne bei den Vorbereitungen helfen.

Entscheidungen treffe ich aus dem Bauch heraus. Dieser lässt mich selten im Stich, aber wenn es doch mal vorkommt, switche ich zu meiner Lebensphilosophie: «Mach lieber jetzt, was du später vielleicht bereust, als dass du später bereust, es nie gemacht zu haben.» Das lebe ich intensiv und es erlaubt mir, auch mal versagen zu dürfen, ohne mich danach zu hinterfragen.
Ich lebe im Sternzeichen Zwilling, bin sehr neugierig und für alles offen und meine Interessen sind breit gefächert. Aber meine Ungeduld lässt es leider nicht immer zu, dass ich mich in die Themen vertiefe. Darum kann ich vieles ein bisschen. Ausser in meinem Beruf als Werbefilmproduzent und Regisseur: Da reicht ein bisschen nicht. Ich spiele Gitarre, fotografiere, koche, reise viel und lasse mich dabei leidenschaftlich gerne inspirieren. Diese Inspirationen prägen mein Leben und vieles, was ich bisher erschaffen habe.

Daniela sagt:

So schöne Bilder! Und dein Bericht macht so richtig Lust dahin zu reisen. Mal sehen, wann das alles wieder möglich ist. Hoffentlich bald – und ohne Maske:)

Rita sagt:

Soviel Begeisterung, so herzlich, so ehrlich, so Du. Danke, dass du uns auf deine Reise mitnimmst.

Anne sagt:

Eine Liebeserklärung an den Event und eine Erinnerung daran worauf es ankommt, während wir oftmals zu sehr durchs Leben hecheln. Burning Man klingt wahnsinnig spannend und deine Beschreibung erinnert uns daran öfter mal den Stecker zu ziehen. Auch wenn es nicht ein Jeder auf den Event schaffen wird: Sichtweise challengen, die Kreativität ankitzeln und sich ab und an mal körperlich in eine Herausforderung begeben, die uns lehrt wie weit wir uns pushen können- das sollten wir alle regelmässig von uns einfordern.

Africa Burn: wie vergleicht sich das mit Burning Man?

Karen sagt:

So schön geschrieben. Danke für die Reise ins LosLassenLand. Den Burning Man kenn ich nur vom Hörensagen. Ich gehöre zu den ‚Exoten‘, die unter Wasser das Gefühl geniessen, schwerelos zu sein. Freu mich schon auf Deine nächsten ‚minutes‘!

Mari sagt:

Ich habe ja vieles von dir schon gehört aber deinen einfühlsamen Text hat die Sehnsucht danach in mir geweckt. Vielleicht komme ich auf dein Angebot zurück…

Piero sagt:

Grandios! Ich bereue nicht allzu viel in meinem Leben, dass ich nie am burning man war, aber sehr wohl! Und jetzt fehlen mir Elan und Unternehmungslust. Vielleicht in einem anderen Leben. Du hast mir das Event nämlich sehr nahe gebracht…

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