Wenn die Sehschwäche ein Segen ist.

Wenn die Sehschwäche ein Segen ist …

Nein, es ist nicht mein Spiegelbild, das ohne Sehhilfe jünger aussieht. Die Bereicherung geschah neulich bei einem Spaziergang im Wald.

Nach einer intensiven, herzerwärmenden, herausfordernden und wahnsinnig lustigen Woche mit meinen Herzensmenschen in den Bergen, erwachte ich alleine in meiner Wohnung und fühlte mich irgendwie verloren. Mein Kopf war voll von Erinnerungen, Erlebnissen, Gesprächen, Fragen, Reflektionen, Erkenntnissen, Kompromissen… Kennen sie Ratatouille? Genau so, nur waren die Zutaten Gefühle und nicht Gemüse.

Frische Luft, Bewegung und Natur, das wird gut tun. Ich packte mich warm ein, steckte Kopfhörer in die Ohren und begab mich auf einen Spaziergang in den Wald. Bei dieser Kälte und Feuchtigkeit schien ich der einzige Mensch zu sein, der auf eine solche Idee kam. Ich war dankbar, so alleine zu sein. Dankbar für die Kälte, denn dann tränen meine Augen. Und sie tränten sehr. So sehr, dass ein Schluchzen hervorkam und ich zugeben musste, dass ich aus tiefstem Innern weinte.

Die atmosphärische Klaviermusik in meinen Ohren untermalte die aufsteigenden Emotionen, so wie ich es aus kitschigen Kinofilmen kenne. Durch das Tränenchaos hinter meinen Brillengläsern lief meine Brille so sehr an, dass ich kaum mehr etwas erkennen konnte. Ich nahm sie von meiner Nase. Alles war in einen pastellfarbenen Schleierzauber gebettet. Keine scharfen Konturen mehr, dafür eine zarte Pracht, die meinen Kopf zur Ruhe brachte. Ich bemerkte, wie die Unschärfe meine Gedanken verwässerte. Als würde das Scharfsehen mein Gehirn auf Hochleistungssport halten. Mit der Unschärfe kam Entspannung. Ein gutes Gefühl!

Die Musik in meinen Ohren hielt meinen Emotionspegel noch immer auf Touren. Meine Gefühle schienen zu tanzen und die Tränen flossen. Aber nicht mehr lange, der Akku war leer. Oh nein, ich spürte einen Anflug von Ärger. Vielleicht hat ja auch dies einen Grund? Also ging ich ohne Musik weiter und bemerkte, wie befreiend und ehrlich es sein kann, ohne äusseren Einfluss das Hier und Jetzt zu erfahren. Meine Emotionen wurden zahmer und ich erkannte meine echten Gefühle. Eine Sanftheit breitete sich in mir aus und eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass ich auf diesem Waldspaziergang erkennen durfte, dass alles was geschieht, wohl seine Richtigkeit hat. Dass es keinen Grund gibt, mich gegen Geschehnisse zu wehren, mich zu ärgern oder Dinge abzulehnen. Alles hat seinen Sinn und seine Berechtigung und hilft mir zu wachsen.

Ich setzte meine Brille nicht mehr auf, auch als mein Tränenfluss verstummte. Ich genoss die Sicht durch den Schleierzauber vor meinen Augen und ich genoss die Stille ohne Musik. Das genau war es, was ich im Wald suchte, den Kontakt zu mir und zur Natur.

In Dankbarkeit, Helen

 

Die Oberfläche interessiert mich, vorallem wenn man dran kratzen kann.
Ich liebe es, Dinge zu hinterfragen, die Komfortzone zu verlassen, neue Türen zu öffnen und authentisch, bewusst und empathisch durchs Leben zu gehen. Als Künstlerin gebe ich weissen Flächen Lebendigkeit, als Fotomodel gebe ich Dingen ein Image, als Hair & MakeUp Artistin lasse ich Gesichter strahlen und als Trainerin für Körperhaltung & Tiefenmuskulatur fördere ich die Ausstrahlung und Gesundheit vieler Menschen.
Meine Töchter bezeichnen mich als modernen, inspirierenden, eleganten Hippie, der das Leben spüren will und sich voll und ganz hineingibt.

Reiner sagt:

Das ist ein sehr schöner Beitrag.
Bravo.

Helena Rinderknecht sagt:

Danke Reini 🙏🏼😘

Gerda-Marie Adenau sagt:

Ein wundervoller Beitrag, liebe Helen, danke Dir.

Helena Rinderknecht sagt:

Herzlichen Dank Gerda 🙏🏼

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