Kosmetik und die Ethik

Die Ethikerin im Film beklagt auch, dass die Schönheitsindustrie alle «gleich machen» wolle und jegliche Individualität dabei verloren gehe. Dies trifft aber nur auf die schlechten Beispiele zu, wie all die jungen Instagram-Models mit den gleichen Lippen, Hintern, Cat-Eyes und Mega-Augenbrauen etc… Das finde ich auch bedenklich.

Nur ging es bei den Fällen im Film ja um etwas ganz anderes: die Machbarkeit im Kleinen. Die Möglichkeit, zu optimieren, was stört. Innen- und Aussenbild, vor allem im fortgeschrittenen Alter, wieder zur Übereinstimmung zu bringen. Spuren von Schicksalsschlägen, die überwunden sind, auszuradieren und damit einen Neubeginn zu feiern. Was soll daran unethisch sein?

Ruth Baumann-Hölzle fragt in der zweiten Hälfte des Films süffisant und natürlich rein rhetorisch: «Was ist wichtiger: Eine schöne Visage oder ein gelebtes Leben?». Darin sehe ich absolut keinen Widerspruch!

Ihre Antwort folgte aber gnadenlos: Der Alterungsprozess – und damit die sich manifestierende Vergänglichkeit – soll nicht künstlich aufgehalten werden, weil er uns ja «aufs Sterben vorbereitet»! Ernsthaft! Eine Freundin bemerkte dazu nur trocken, dass im Fall sogar Tote für den Sarg künstlich schön gemacht werden (LOL!).

Mein Schlusswort: Ich lebe lieber dekadent und zufrieden mit einer aufgefrischten «Visage», als mich mit 50 schon mal vorsorglich aufs Sterben vorzubereiten!

Die Diskussion ist hiermit eröffnet!

Filmtipps:

  • Das optimierte Gesicht von Samuel Bürgler (SRF 2021): Der Stein des Anstosses…
  • Legally Blonde: sträflich unterschätzter Klassiker aus 2001 mit der wunderbaren Reese Witherspoon über die angehende Harvard-Juristin Elle Wood, die allen zeigt, was die Waffen der Frau so können… Eine auf den ersten Blick belanglose Hollywood Komödie mit zutiefst feministischer Message.